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Norwegen 13

Donnerstag, Juli 5th, 2012
Während des Norwegen-Urlaubs hat Andi
auf’m Tablet Tagebuch geschrieben, was
ich jetzt hier mit einer Foto-Auswahl
veröffentliche – samt aller grammatikalischen
Finessen. Kommentare und Ergänzungen
von mir finden sich als Fußnoten. Have fun.

07.06.2012
Das erste mal wieder Duschen ohne Angst haben zu müssen, dass das warme wasser plötzlich alle ist, war schon sehr entspannend. entsprechend lange trödelten wir rum eh es endlich los ging.

wegen dämlicher beschilderung fuhren wir einmal im kreis, um dann fast neben dem campingplatz wieder zu parken. dort befand sich nämlich die altstadt von fredrikstad. genauer gesagt die einzige vollständig erhaltene festung norwegens. alles so von 16hundert-x oder so. sehr, sehr niedlich mit vielen gallerien und einen paar alten kanonen auf den zinnen. ein ziegengehege gab’s auch und kaddi hat erstmal löwenzahn gepflückt und verfüttert. an der kleinen zugbrücke wären wir fast vorbeigefahren, konnten aber nochmal kurz parken zum photos schiessen.

etwas oberhalb der festung hat man zur artillerie-verteidigung noch eine weitere kleinere zitadelle errichtet, die wir als nächstes anschauten. viel zu sehen gab’s da aber irgendwie nicht. ausserdem stank es in der gegend nach irgendwas eklig-undefinierbarem und wir sind bald wieder weiter gefahren.

laut reiseführer sollten sich entlang der 110 südlich von fredrikstad diverse funde aus der bronzezeit und von den wikingern bestaunen lassen. unter anderem 3000 jahre alte felsenritzzeichnungen. tatsächlich fanden wir wenig später bei hunn eine haltebucht mit einer infotafel, die uns mehrere wikingergräber versprach. wir ließen also den wagen stehen und wanderten über die schafweide. ausser verdutzten schafen und einem einzelnen spitzen stein, war hier aber irgendwie rein gar nix zu sehen.

am ende der weide versprach ein neuer wegweiser steinkreise aus der bronzezeit und wir beschlossen noch ein wenig weiter zu wandern. der weg führte durch einen tollen wald mit dunklem unterholz. später entdeckten wir eine art verlassenes, provisorisches zeltlager. der wald war sehr baldurs gate mäßig, man erwartete ständig auf hobgoblins oder banditenlager zu stoßen. schließlich zeigten sich die steinkreise. keine riesen-monoliten, aber dennoch dicke brocken. und gleich mehrere kreise nebeneinander. eine infotafel verriet, dass es sich wohl um begräbnisstätten handelte.

andi scheuchte erstmal ein reh aus dem unterholz beim versuch einen baum zum pinkeln zu finden. leider nur ein reh. immernoch kein elch. am waldesrand fand sich ein norwegisches hinweisschild. mit jedermenge text und einem einzelnen englischen satz: 3000 year old rock carvings, protected by law. yeah. aber wo? zu unseren füssen fanden sich zwar zwei große felsplatten. aber ritzzeichnungen? wir strengten uns ordentlich an, konnten aber auch mit viel fantasie nicht wirklich was erkennen. sollte es das gewesen sein? ein blick ins internet verriet, dass es wohl bessere exemplare in der nähe geben musste. wir machten uns erstmal auf den rückweg zum auto.

andi hatte den namen solberg im netz gelesen, hat aber schwierigkeiten, sich norwegische ortsnamen auch nur 5 minuten zu merken und so folgten wir dem nächsten sehenswürdigkeitenschild mit einem s im namen. das ganze stellte sich als ein skulpturenpark heraus. nicht was wir suchten. in einer ecke des parks gab es aber fotos von den felszeichnungen, die wir suchten. das sah schon besser aus. nur wieder gab es keinen hinweis, wo genau diese zu finden seien.

wir folgten weiter der 110 und schliesslich gab es wieder ein sehenswürdigkeitsschild. der wanderweg führte uns erst zu den ruinen eines klohäusschens (oder was sonst heisst outhouse?) von 19hundertducktich, dann aber schließlich zu den gesuchten felszeichnungen. mehrere boote waren hier in den fels geritzt und mit roter farbe nachgezeichnet. auch vor 3000 jahren waren die ritzungen wohl so ausgemalt. uns fiel es allerdings schwer zu entscheiden, ob wir irgendwas erkannt hätten, wären die ritzungen nicht derart restauriert worden.

anyway. wir hatten gesehen was wir sehen wollten und beschlossen der ostvold wieder den rücken zu kehren und noch in den nordosten zu fahren1. aber mit zwischenhalt in drøbak – zu geschäftszeten diesmal. erfolgreich verschickten wir eine postkarte aus julnissens postamt und wanderten durch das ganzjährig geöffnete julhaus, das allen möglichen weihnachtskitsch verkauft. der tinnef war doof, aber das haus an sich ziemlich cool. und auch die riesige alte kasse beeindruckte.

wieder vorbei an oslo und diesmal noch erträglichem berufsverkehr, fuhren wir richtung kongsvinger. es war mal wieder zeit einen platz für die nacht zu suchen. wir folgten einem schild zum gamle hvam. was auch immer das sein mochte. es stellte sich als freiluftmuseum heraus. wir hatten kaum geparkt, als plötzlich ein auto nach dem anderen ankam und alle insassen schnurstracks richtung museum gingen.

offiziell sagten die öffnungzeiten, das museum sei zu, aber bei so viel publikum? wir spazierten also auch auf den museumshügel. hier war offenbar gerade eine art markt/solibasar am starten und so konnten wir die hübschen alten häusschen umsonst ansehen. zumindest von aussen. das museum hat auch eine dampfbetriebene sägemühle, die offensichtlich immernoch funktioniert und regelmäßig in betrieb genommen wird. ausserdem gab’s diverse tiere wie ziegen, schweine und ein paar kaninchen zum angucken.

andi hatte auf der karte inzwischen einen potentiellen platz für die nacht ausbaldovert: eine kirchenruine mit parkplatz im knie einer flussgabelung. und damit lag er goldrichtig. auf einem kleinen hügel gelegen, war nicht nur die ruine toll (erinnerte ein wenig an irland), sondern auch der ausblick. wir machten erstmal einen kleinen spaziergang. unter dem altar nistete eine dramsel2 und man konnte voll ins nest guckten mit dem kleinen vogelbaby. natürlich bei permanentem gemecker von der mama. hinter der kirche führte ein voll romantischer pfad runter zum wasser. hach!

zurück am auto sonnten wir uns erstmal auf unseren gartenstühle bzw. der wiese. später zogen am horizont regenwolken auf während andi kochte (reis mit einer gemüse/kartoffel/mysteryfisch tomatensoße). aber immer wieder zogen die wolken an uns vorbei und so konnten wir im trockenen, mit sonne im rücken auf einen tollen regenbogen schauen wärend wir aßen.

  1. landschaftlich war es hier weniger spektakulär []
  2. sammelbegriff für amseln und drosseln []

Norwegen 11

Montag, Juli 2nd, 2012
Während des Norwegen-Urlaubs hat Andi
auf’m Tablet Tagebuch geschrieben, was
ich jetzt hier mit einer Foto-Auswahl
veröffentliche – samt aller grammatikalischen
Finessen. Kommentare und Ergänzungen
von mir finden sich als Fußnoten. Have fun.

05.06.2012
Noch aus dem schlafzimmerfenster konnte andi beobachten wie sich der bauer gegenüber ein kabel mit dem trecker abriss. sah wichtig aus und der bauer war entsprechend sauer. war ein bisschen lustig wie er einen kleinen hüpfer machte und mit dem fuß aufstampfte. so hatte er sich den start in den tag wohl nicht vorgestellt.

unser tag fing zum glück besser an. statt zu frühstücken schmierten wir nur ein paar brote und aßen diese unterwegs nach oslo. nach etwas quälerei durch den morgendlichen berufsverkehr, nahmen wir den abzweig zur Halbinsel bygdøy, auf der sich mehrere museen befinden.

unser reiseführer hatte uns empfohlen einen oslopass zu kaufen, der neben freiem eintritt in die verschiedenen museen auch freie nutzung des öpnv inklusive fähren sowie freies parken auf städtischen parkplätzen ermöglicht1. nach einigem kopfrechnen entschieden wir uns, so einen für zwei tage zu kaufen. das ding ist zwar schweineteuer, aber wenn man halbwegs viele museen besucht lohnt es sich wieder. ausserdem gibt einem so ein freifahrtschein auch die möglichkeit sachen einfach ausprobieren zu können. wenn ein museum langweilig ist, geht man halt gleich wieder raus. kost ja nix.

anyway, wir kauften also unsere pässe und nahmen uns gleich mal das erste museum vor: das fram museum. benannt ist es nach dem schiff, das quasi das ganze gebäude einimmt. die fram war das schiff, mit dem nansen die nordwest passage erkundete und mit der er auf dem eis überwinterte. das schiff war nämlich als erstes seiner art so gebaut, dass der rumpf nicht vom eis zerquetscht wurde, sondern aus dem wasser heraus nach oben gedrückt wird und so auf dem eis liegt. spannend. hat uns beiden sehr gut gefallen das museum2.

das nächste museum war gleich gegenüber: das kon-tiki museum. wie der name schon verrät, geht es hier um die fahrten von thor heyderdal in seinen balsa- und schilf-flößen. es gibt die ra 2 und die kon-tiki anzuschauen und ein paar weitere ausstellungsstücke. insgesamt aber irgendwie nicht so gut gemacht wie das fram museum, zumal es deutlich weniger erklärungen in englisch gab.

der nächste zwischenstop war das auto, wo es erstmal noch eine kleine stärkung in form von resteessen und kaffee gab. dann weiter richtung norsk folkenmuseum. zuerst zu fuss, aber das war dann doch weiter als gedacht und wir namen stattdessen den bus. yay oslopass.

das folkemuseum ist ein ziemlich großes freilichtmuseum, in dem gebäude aus dem ganzen land und verschiedenen zeitepochen zusammengetragen wurden. leider konnte man nur die wenigsten davon von innen ansehen. ein paar tiere gab es auch: schafe, kühe, zwei pferdchen, eine katze und eine ganze rotte kleine ferkel nebst mamasau. da uns inzwischen die latsche ziemlich ausging, sparten wir uns die austellungen drinnen3.

ein museum stand aber noch auf der liste: das wikinger schiff museum. drei verschiedene schiffe in verschiedenen erhaltungszuständen gibt es hier anzusehen. alle aus wikingergräbern bedeutender männer und frauen ausgebuddelt. grabbeigaben, die noch nicht von grabräubern der vergangenen jahrhunderte geplündert wurden, waren ebenfalls ausgestellt. darunter sehr coole, reich verzierschnitzwerkte schlitten und ein wagen.

anschließend wollte andi gerne mit dem schiff zurück zum auto. bygdøy hat zwei arme, zwischen denen eine fähre fährt. unser auto stand an einem, wir waren am anderen. naja so ungefähr. etwas laufen war schon angesagt. kaum waren wir am fähranleger angekommen, begann es zu regnen, bis dahin hatten wir einen relativ sonnigen tag bei bis zu 18 grad gehabt. zum glück begann es erst richtig zu schütten als wir wieder am auto angekommen waren.

unsere latsche war erstmal am ende und wir mussten noch einkaufen. also einfach mal losfahren, was einkaufen und dann schauen, wo man das auto als nächstes abstellt, um vielleicht noch etwas innenstadt anzugucken. so jedenfalls der plan. puh. denkste. alle strassen waren völlig dicht und es ging nur im schritttempo voran. nach einer halben ewigkeit fanden wir schliesslich einen supermarkt.

doch wie und wo nun weiter. kaddi theoretisierte, dass der stau nur die stadtauswärts-richtung beträfe, weil berufsverkehr, und dass man eigentlich gut ins zentrum kommen müsste. also los. tatsächlich kamen wir gut voran. nur wohnmobilgeeignete parkplätze gab es nirgends. schliesslich waren wir wieder kurz vor bygdøy und beschlossen, uns dort einen standplatz für die nacht zu suchen und am nächsten tag per fähre in die innenstadt zu fahren. wieder brauchten wir eine weile einen parkplatz zu finden, der a) das stehen über nacht erlaubte und b) ein städtischer parkplatz war – denn nur für diese galt ja unser oslopass.

schließlich hatten wir erfolg am südlichen ende der insel und machten auch noch einen schönen kleinen spaziergang bei inzwischen wieder scheinender abendsonne. anschließend gabs abendbrot. diesmal nudeln in lachs sahnesosse.

favorite words of the day: det kongelige slott.

  1. darüber hinaus gibt es Rabatte bei diversen Restaurants und Shops []
  2. und die geschichte und das schiff []
  3. es gab noch schloss-ähnliche bauten, in denen kunstausstellungen waren, und einen städtischen Teil, den wir leider verpennten und dann absichtlich nicht nachholten []