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Verhalten im Unterricht

Mittwoch, Januar 23rd, 2008

Während des letzten Jahres hatte ich diverse Suchanfragen, die sich rund um Schule, Strafarbeiten und das Verhalten im Unterricht drehten. Es waren so viele, dass ich diese heute zum Anlass nehmen möchte, ausgewählte Fragen aus meiner Sicht zu beleuchten und meinen Eindruck erneut zu schildern.

Leider fehlen mir genaue Statistiken aus 2007, aber die Top 2 der Fragen sind die folgenden*:

  1. Strafarbeit – warum ich nicht zu spät zum Unterricht kommen darf.
  2. Strafarbeit – warum ich den Unterricht nicht stören darf.
  3. weiterhin gab es noch Anfragen wie:

  4. Warum ich im Unterricht nicht trinken darf.
  5. Warum ich nicht auf dem Flur stehen darf.
  6. Hilfe, ich habe keine Schulordnung zum Abschreiben.
  7. Also ich bin nicht ganz so gut in der Schule.
  8. Was mache ich nach der Schule?
  9. Strafarbeit kostet Freizeit.
  10. Wie habe ich mich gegenüber dem Lehrer zu verhalten?
  11. auch schön und ganz frisch von dieser Woche:

  12. Strafarbeit – warum es schön ist, raus zu gehen.

Vorweg zur Erklärung: Ich habe nur ein repräsentatives schulpflichtiges Kind, dass mir als Informationsquelle dient. Des Weiteren bin ich ja noch Studentin – der Unterschied ist in manchen Fragen marginal. Und ich beobachte die Welt draußen, die Kinder und ihren Umgang miteinander und mit anderen. Also ist alles was ich sage, mein subjektiver Eindruck – wie sollte es auch anders sein? ;-)

1. Strafarbeit – warum ich nicht zu spät zum Unterricht kommen darf.

Als ich noch wesentlich kleiner war, während der ersten Schuljahre, war es mir extrem unangenehm, zu spät in den Unterricht zu kommen. Das ist zum Glück nicht so häufig vorgekommen.

Die Antwort lautet aus meiner Sicht: Mit deinem Zu-spät-Kommen (neue deutsche Rechtschreibung :-/) reißt du eine „Lücke“ in den Unterricht. Deine Lehrkraft wird in ihrem Satz unterbrochen, deine Mitschüler werden aus ihrer Konzentration gerissen und alle gucken zur Tür. Das ist vermutlich das eigentlich Ärgerliche. Sobald du deinen Platz eingenommen hast und die Schadenfreude der Anderen über dein Zu-spät-Kommen verflogen ist, muss die Lehrkraft wieder in ihren Stoff finden, im Zweifelsfall noch kurz wiederholen, was sie zuvor gesagt hat, damit auch die Schüler wieder folgen können, und die Schüler selbst müssen ihre Konzentration wiederfinden.

Mir persönlich fällt es immer schwer mich zu konzentrieren, was es extrem schwierig macht, in einer Vorlesung bei der Sache zu bleiben, wenn alle reden und ständig rein und raus gehen. Dazu kommt noch, dass in Vorlesungen mit hohem Männeranteil durch die vielen Gespräche ein dröhnendes Dauerbrummen herrscht – Männer können offenbar nicht so gut flüstern.

Andererseits möchte ich auch sagen, dass das bloße Zuspätkommen (so ist es auch richtig) allein nicht so schlimm ist. Öffne und schließe die Tür leise, entschuldige dich für deine Verspätung und nimm leise deinen Platz ein. So reduzierst du die Störung auf ein Minimum. Und es ist allemal besser, du kommst zu spät als gar nicht zum Unterricht.

2. Strafarbeit – warum ich den Unterricht nicht stören darf.
Die Antwort ist im Grunde identisch mit der von Frage 1. Alle werden aus ihrer, manchmal mühsam gewonnenen, Konzentration gerissen und müssen quasi von vorn anfangen. Das ist ärgerlich und gelingt (wie in meinem Fall auch) oft nicht mehr.

3. Warum ich im Unterricht nicht trinken darf.
Das ist mir wirklich schleierhaft und ich habe keine Antwort. Nochmal, weil ich es so wichtig finde: Das Gehirn besteht zu ca. 85 % aus Wasser. Wenn es zu wenig Flüssigkeit bekommt, kann sich der Mensch schlechter konzentrieren. Flüssigkeitsmangel führt irgendwann zu Stress und Stress wiederum zu Konzentrationsschwäche. Und wenn es sich jetzt noch um Schüler handelt, die sich ohnehin schlecht konzentrieren können, potenziert sich das noch weiter.

Liebe Lehrkräfte, liebe Schulleiter,

erlaubt euren Schülern das Trinken im Unterricht! Hier habe ich eine informative Seite über Trinken im Unterricht gefunden, die plausibel die Vorteile und Sachverhalte darstellt. Und für die „Entsorgung“ des Getrunkenen findet sich bestimmt eine für alle zufriedenstellende Lösung ;-)

4. Warum ich nicht auf dem Flur stehen darf.
Das hat vermutlich verschiedene Ursachen. Während des Sommers liegt es nahe, dass die Lehrkräfte euch lieber draußen auf dem Schulhof sehen möchten, damit ihr eurer Gehirn auslüftet und euch etwas bewegt. Nach einer Schulstunde ist man häufig schläfrig (oder eher eingeschläfert) und etwas „knochenlahm“ durch´s lange Sitzen. Nach ein bisschen Draußenwelt und wildem Umherrennen** auf dem Schulhof, sollte das wieder behoben sein ;-)

Möglicherweise hat es auch organisatorische oder versicherungstechnische Gründe. Denn je mehr Schüler sich während der Pause im Flur aufhalten, desto mehr Lehrkräfte müssen an zwei Orten – nämlich draußen auf dem Schulhof und drinnen auf dem Flur – darauf aufpassen, dass niemandem etwas passiert. Das ist vielleicht für einen Jugendlichen schwer zu verstehen und ihr fragt, „was soll denn da schon passieren?“.

Es ist so, dass ihr, solange ihr in der Schule oder auf dem Schulweg seid, über die Schule versichert seid. Das bedeutet, dass die Schule bzw. der Staat bezahlen muss, wenn euch in oder auf dem Weg zur Schule etwas passiert. Insofern hat die Schule ein Interesse daran und die Pflicht aufzupassen, dass den Schülern nichts passiert. Ich geh jetzt mal davon aus, dass sie ohnehin nicht möchten, dass ihr euch verletzt und allein deshalb schon aufpassen, dass keiner Blödsinn macht. Es geht also – in aller Regel – nicht darum, euch zu schikanieren (zu ärgern), sondern darum, dass sie verhindern wollen, dass jemand zu Schaden kommt.

Aber fragt eure Lehrer einfach mal und bittet um eine verständliche Antwort. Vielleicht habe ich auch Leser aus der Lehrerschaft, die hier Aufschluss geben können. Fühlen Sie sich frei, einen Kommentar zu hinterlassen :-)

5. Hilfe, ich habe keine Schulordnung zum Abschreiben.
Wenn ihr tatsächlich so eine – in meinen Augen absurde – Strafarbeit leisten müsst, fragt gleich, wo ihr eine Schulordnung bekommt.*** In den meisten Fällen gibt es die sicher im Sekretariat des Rektors oder auf der Webseite eurer Schule.

6. Also ich bin nicht ganz so gut in der Schule.
Aus meiner Sicht macht das nichts. Es kann nicht jeder eine Leuchte sein. Leg deine Kraft in Fächer, die dir Spaß machen und die du gut kannst. Wenn Du da gute Noten hast, kannst du die weniger guten Fächer damit vielleicht ausgleichen. Das hängt aber von der Handhabung deiner Schule ab. In den Gruselfächern tu´ so viel, dass du sie bestehst – also, dass du eine 4 hast.

Wenn du schon weißt, was du später machen willst, arbeite darauf hin. Schau nach, was du dafür brauchst und leg dich in den dafür relevanten (wichtigen) Fächern ins Zeug.

7. Was mache ich nach der Schule?
Ich vermute, dass ist ein weit verbreitetes Problem und ich stehe der Ursache bzw. der Antwort etwas zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite meine ich zu beobachten, dass viele Kinder und Jugendliche gar nicht mehr „draußen spielen“ nach der Schule, so wie ich es von früher (das klingt furchtbar lange her) kenne. Das finde ich sehr schade und mir würde was fehlen, wenn ich nicht hätte im Wald spielen können und auf Bäume geklettert wäre und Buden gebaut hätte… oder was man als Stadtkind so draußen macht ;-)

Andererseits finde ich, dass der Computer oder die Spielkonsole durchaus auch geeignete Mittel sind, abzuschalten und sich zu entspannen und einen Teil seiner Freizeit damit zu verbringen. Insofern möchte ich dagegen nichts Negatives sagen. Aber es kommt doch auf das Maß an – auf die Zeitspanne, die du vor irgendeinem elektronischen Gerät verbringst.

Und jetzt wird schwierig, denn ich möchte einfach sagen: Sucht euch ein Hobby! Leider weiß ich aus Erfahrung mit mir selbst und meinem Bruder, dass das so nicht funktioniert. Warum es nicht funktioniert, weiß ich nicht. Man könnte euch ja auch einfach dazu zwingen ;-) Aber ich glaube, ein Hobby kann man nicht suchen, es muss einen anspringen. So wie der Andi die Idee zum Geocachen hatte und mich sofort damit angesteckt hat. Der Flo ist leidenschaftlicher Rollenspieler und Kletterer. Auch fantastische Hobbys, wie ich finde.

8. Strafarbeit kostet Freizeit.
Ja, das ist wohl der Hintergrund dieser Strafe. Wahrscheinlich ist es sogar der einzige Grund dieser Strafe, denn einen Lerneffekt erwarte ich persönlich davon nicht. Ihr habt irgendwas verbockt und weil eine verbale (mündliche) Ansage in Form eines Anschisses nicht hilft, gibt´s eine Strafe, die ihr (für die Dummheit, euch erwischen zu lassen ;-)) absitzen müsst.

Und damit´s auch wirklich „wehtut“ – körperliche Strafen sind ja verboten – wird die wenige Freizeit, die ihr habt, noch weiter gekürzt. That´s life.

9. Wie habe ich mich gegenüber dem Lehrer zu verhalten?
Tja, noch so ein Thema, das etwas schwierig ist. Also, zunächst einmal gilt für beide Seiten (Schüler und Lehrer): Wie man in den Wald rein ruft, so schallt es zurück. Soll heißen, bleibt freundlich und sachlich und die Chancen stehen gut, dass ihr auch eine freundliche und sachliche Antwort bekommt. Das sollte zumindest so sein. Aber selbst, wenn es nicht der Fall ist, steht ihr nachher auf der besseren Seite, wenn ihr nicht ausfallend geworden seid. Denn wer sich bemüht, in ruhigem Ton zu argumentieren und seinen Gesprächspartner nicht zu beleidigen oder zu beschimpfen, zeigt einfach ein gewisses Maß an Kommunikations- oder Krititkfähigkeit. Der andere offenbart nur seine Unfähigkeit und macht sich mit seinen unsachlichen „Angriffen“ zum Horst.

Begegnet euren Gesprächspartnern also mit Respekt oder mit Achtung oder mit Rücksicht – wie ihr es nennen wollt. Das gilt selbstverständlich auch für die Lehrer, aber dazu später mehr. Ich unterstelle mal, ihr wollt ernst genommen werden. Nehmt euren Gesprächspartner genauso ernst. Unabhängig davon, ob er älter oder jünger ist.

10. Strafarbeit – warum es schön ist raus zu gehen.
Weil ihr da ungestört schnattern könnt, in einer Lautstärke, die ihr gerade angemessen findet und es niemanden stört, wenn ihr euch hektisch bewegt… oder auch gaaanz laaangsaam. Hampelt ihr im Unterricht rum und quatscht quer durch die Klasse –> siehe Antwort 1 ;-)

Zum Schluss (das ist ja doch wieder ein langer Artikel geworden) möchte ich mich nochmal konkret an die Eltern und Lehrkräfte (und auch an die Professoren) wenden:

Zuerst möchte ich klarstellen, dass es bestimmt viele Lehrer gibt, die mit Herzblut bei der Sache sind und ihren Job leidenschaftlich und mit viel Engagement machen. Und ich möchte auf keinen Fall mit euch tauschen, denn das ist sicher ein harter Job, der in den letzten Jahren mit Sicherheit nicht leichter geworden ist!**** Aber ein paar Anmerkungen zum Umgang mit jungen Menschen möchte ich mir nicht verkneifen.

Bitte, bitte gestaltet euren Unterricht etwas plastischer! Das kann man wohl in der Uni nicht mehr verlangen, aber bei den Kleineren halte ich das für sehr sinnvoll. In einem Fernsehbericht habe ich von „Das Haus der kleinen Forscher“ gehört. Die lassen die Kleinsten in tollen Experimenten Physik und Chemie erleben und wecken so auf, wie ich finde, ansprechende Weise Interesse an Naturwissenschaften. An die Professoren geht die dringende Bitte: Lest uns nicht eure Folien vor – Lesen haben wir nämlich schon gelernt! Das ist einschläfernd und es sollte euch nicht wundern, wenn dann keiner in die Veranstaltung kommt!

Eine allgemeine Anmerkung an alle Erwachsenen: Nehmt eure Kinder / eure Schüler ernst. Sie haben oft tolle Ideen und denken viel unkomplizierter als wir. Und vor allem können sie unsere seltsam verstockten und prinzipiellen Denkweisen nicht verstehen. Was wir sagen, ergibt in ihren Augen keinen Sinn, weil es aus ihrer Sicht auch viel einfacher geht. Hört euch an, hört hin, was sie zu sagen haben! Ich wette, ihr werdet euch wundern! :-D

Dazu gehört meines Erachtens auch, ihnen unsere Beweggründe für unsere „blöden Ansichten“ zu erläutern – eine für Kinder verständliche und nachvollziehbare Erklärung zu geben.

Ganz zum Schluss (wirklich jetzt) noch eine Sache, die mir beim Korrekturlesen aufgefallen ist. Ich komm mir immer total blöd vor, wenn ich solche Sätze wie die letzten 2, 3 Absätze schreibe. Ich habe keine Kinder, ich bin keine Lehrkraft und eigentlich geht es mich überhaupt nichts an – aber es stößt mir regelmäßig sauer auf. Und dann muss ich darüber schreiben. In der Hoffnung, dass Erwachsene es lesen und so offen und selbstreflektiert sind, dass sie es sich zu Herzen nehmen können. Wahrscheinlich ist es SyphilisSisyphosarbeit – aber ich geb nicht auf ;-)

*Meist in meinen Worten und weitgehend rechtschreibkorrigiert ;-)
**Ich denke da an Macaulay Culkin in Kevin allein zu Haus.
***Ich wette um eine niedersächsische Schulordnung, dass ein Satz kommt wie: „Bähbähbäh! Die hast du an deinem ersten Schultag hier bekommen!“
****Mich wundert gar nicht, dass „die heutige Jugend“ *gg* so rotzig ist. Mich wundert, dass die Erwachsenen sich wundern.

Es duftet nach Schulzeit

Dienstag, April 17th, 2007

Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit roch es voll schön draußen. Irgendwie nach einer Mischung aus Frühling und frisch Gebackenem – und das hat mich an meine Schulzeit erinnert. Das war eine schöne Zeit, man hatte noch nicht so viel Verantwortung, musste sich keine Sorgen machen und hatte auch ansonsten kaum Probleme. Es sei denn, man hatte sich mal wieder in sich selbst (oder anderen Pubertierenden) verheddert ;-)

Im Sommer bin ich mit dem Rad zur Schule in den nächsten Ort gefahren. Auf dem Weg durch die Ohe war es noch still und die Luft war ganz frisch, obwohl schon bemerkbar war, dass es ein heißer Tag werden würde. Die Strecke fuhr ich meist mit meiner besten Freundin, Anni, – an manchen Morgenden auch gern mit Autopilot, um den Schlaf noch etwas künstlich zu verlängern. In einem älteren Beitrag schrob ich schon mal darüber.

In der Schule herrschte, zumindest in meinen verklärten Erinnerungen, auch so eine heimelige Atmosphäre. Es gab einen Plan für den Tagesablauf, an den wir uns meistens auch hielten ;-). Man wusste, was als nächstes kommt und was zu tun ist. Es ist jetzt nicht so, dass mir das „Erwachsenenleben“ nicht behagt, aber es war alles so herrlich einfach in der Schulzeit. Dumm nur, dass man sich dessen nicht bewusst war und es nicht zu schätzen wusste!

Im Verhältnis zum Leben nach der Schule war das einzige, für das man wirklich selbst verantwortlich war, die Leistung in der Schule, die Hausaufgaben und die Noten. Ok, rein rechtlich gesehen und genauer betrachtet, ist man noch für viel mehr verantwortlich: für seine Habseligkeiten, seine Tiere und sein Tun allgemein in der Gesellschaft z. B., aber das könnten im Zweifelsfall kurzzeitig andere übernehmen oder es entwickelt sich (wie zwischenmenschlicher Umgang) auch von allein. Ganz im Gegensatz zu den Arbeiten für die Schule.

Wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr sich ein bisschen mehr Arbeit auszahlen würde, wenn ich damals zu lernen gelernt hätte und hartnäckiger gewesen wäre, wäre heute vieles leichter. Aber ich war und bin nicht ehrgeizig, habe keine Disziplin, mir so lange etwas anzugucken, bis ich es verstanden habe. Ich hab immer gedacht, ich werd´s eh nicht kapieren, dann kann ich´s auch gleich lassen. Dass das nicht stimmt, weiß ich heute zwar, aber die Mühe, die es mir macht, etwas zu verstehen und zu behalten, ist unverändert groß.

Bei schwierigen Hausaufgaben, die genau das voraussetzten, nämlich Konzentration (was bedeutet dieses Wort noch gleich?) und System, war der familiäre Vorrat an Geduld immer rasch verbraucht, gell, Mama?! :-) Ich saß also über meinen Matheaufgaben und hab eigentlich nur ein weißes Blatt gesehen. Da waren einzelne Ziffern, die nach Ansicht der Erwachsenen total logisch angeordnet waren und einen Sinn ergaben. Na, dann rechne mal. Ist doch ganz einfach. Das war immer eine Zerreißprobe, bei der bestimmt nicht nur Mama graue Haare bekommen hat.

Aber immerhin gab es – zumindest in den frühen Jahren – einen Rahmen für diese Arbeiten. Nach der Schule hab ich Hausaufgaben gemacht oder Mappen geführt, wie brave Mädchen das so machen *bg*. Ganz früher sogar noch bei Oma und Opa, zu denen ich nach der Schule immer gegangen bin. Das war auch schön. Da hatten wir noch das Grundstück direkt nebenan und da es keinen Zaun gab, wohnten wir gewissermaßen alle auf demselben.

Was ich so aus Berichten meines Bruders raushöre oder dem Fernsehen entnehmen kann, scheint es heute nicht mehr so selbstverständlich zu sein, dass Hausaufgaben gemacht werden. Bis vor kurzem ist Damion noch zur Ganztagsschule gegangen, wo zwischendurch (mit Betreuung?) Hausaufgaben gemacht wurden. War das so, Dam? Wie ist das jetzt, wo Du Deinen Nachmittag selbst einteilen kannst/musst? Machst du Hausaufgaben (?) immer zur gleichen Zeit?

Ohne, dass ich es wirklich beurteilen kann, habe ich das Gefühl, dass die aktuelle Jugend ziemlich allein gelassen ist in ihrer Freizeit. Hm, ok, das war ich auch, wenn ich´s mir recht überlege… aber das war irgendwie anders. Folgendes – vielleicht etwas überspitztes – habe ich mich gefragt: Ein aktueller Pubertant ist in der Lage sich ungesehen anzuschleichen und den bösen Hobgoblin hinterrücks zu meucheln oder auf eisglatter Piste einen stale-fish tail-grap hinzulegen. Aber kann dieser Jugendliche in der Realität auf einen Baum klettern oder auch nur einen Rodelberg hinab fahren, ohne sich alle Knochen zu brechen? Ja ja, ich sag ja, das ist überzogen.

Davon, ob ich das auf einem Snowboard kann, was ich da gerade so schön beschrieben habe, reden wir nicht ;-) Was ich sagen will ist, dass mir was fehlen würde, wenn ich nicht als Kind durch die Wälder getobt wäre. Und ich hatte das Glück direkt neben einem solchen zu wohnen. Aber selbst wenn man Stadtkind ist und auf Beton gespielt hat – Hauptsache draußen! Nichts gegen Computer! Die Kids sollen sie benutzen, zum Spielen, zum Arbeiten, zum Surfen und auch die soziale Komponente des Internets wird sicher immer ausgeprägter, aber als ausschließliche Freitzeitbeschäftigung möchte ich den PC nicht wissen! Das echte Leben in der echten Welt läuft doch etwas anders ab.

Aber was ist anders als damals? Warum gibt es immer weniger, so der subjektive Eindruck, Anleitung von den Erwachsenen, warum sind die keine Vorbilder mehr? Warum wird auf „Fehlverhalten“ nicht positiv eingewirkt, sondern es wird ignoriert – so es denn überhaupt von Verantwortlichen wahrgenommen wird!?

Zusammengefasst ist mein Eindruck der folgende: Viele – wohlgemerkt nicht alle – Jugendliche wissen außer Fernsehen und Computernutzung nichts mit sich anzufangen, können keine Langeweile ertragen und sich nicht selbständig anders beschäftigen. Schule ist kein Ort, wo man tolle Sachen lernt und sich wenigstens für einen Teil des Stoffes interessiert, sondern ein Ort, um Freunde zu treffen und sich zu unterhalten. Gut in der Schule sein, ist uncool. Falls jemand gegenteiliger Meinung ist oder andere Erfahrungen gemacht hat, freue ich mich über Berichte.

Jetzt bin ich mal wieder weit, weit abgeschwiffen ;-), obwohl ich eigentlich nur sagen wollte, dass die Schulzeit toll war – mit allen Tests und Klassenarbeiten, vor denen immer so eine, teilweise zumindest, prickelnde Anspannung zu spüren war. Die Mathearbeiten waren auch damals schon richtiger Stress und die Prüfungsangst behinderte zusätzlich zum Nicht-Richtig-Können des Stoffs. Der Klassenverband war toll und die Pausen mit den Kumpels auf den (damals neuen) Bänken an der Zaunseite der HPR Winsen/Aller auch. Und es roch schön!

So! Das war ein kleiner Ausflug in Kaddis Kindheit.

Strafarbeiten

Freitag, März 31st, 2006

Ich bin fassungslos. Mein Bruder bekam gestern eine Strafarbeit. Er sollte die Schulordung zum nächsten Tag abschreiben. Die Wirkung dieser Strafe ist schon mehr als fragwürdig, aber der Grund dafür ist der Hammer. Er und ein Freund hatten die Jacken mit in die Klasse genommen. Die Lehrerin hat sie aufgefordert, sie raus zu bringen. Dem sind die beiden kommentarlos gefolgt, was ja schon mal positiv ist ;-) Als sie wieder rein kamen, gabs die Strafarbeit oben drauf. Da fehlten mir echt die Worte.

Gerade habe ich erst mal die Schulordung der Heinrich-Pröve-Realschule (Winsen/Aller) und in Auszügen das Schulgesetz von Niedersachsen gelesen. In der Schulordnung steht tatsächlich, dass die Jacken im Flur aufzuhängen sind. Aus welchem Grund auch immer. Ich würde eine teure Jacke auch nicht in den Flur hängen. Dort steht allerdings in Punkt 11 nicht, dass es eine Strafe bei Fehlverhalten gibt. Im Gegensatz zu Verstößen wie Kaugummi kauen (Punkt 12) und zu spät kommen (Punkt 4.1), die mit dem „Anfertigen einer Übungsarbeit, die im Ermessen des betreffenden Lehrers/ der betreffenden Lehrerin liegt“, geahndet werden.

Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Strafarbeiten, aber sie sollten schon sinnvoll und dem „Vergehen“ angemessen sein. Das Wort „Strafarbeit“ kommt im Schulgesetz nicht explizit vor, es gibt aber in § 61 so genannte Erziehungsmittel:

[…](1) 1Erziehungsmittel sind pädagogische Einwirkungen. 2Sie sind zulässig, wenn Schülerinnen oder Schüler den Unterricht beeinträchtigen oder in anderer Weise ihre Pflichten verletzen. 3Sie können von einzelnen Lehrkräften oder von der Klassenkonferenz angewendet werden.[…]

Das kommt sicher aufs Gleiche raus, ist aber in diesem Fall maßlos übertrieben. Mein Bruder ist vielleicht nicht immer der Engel, für den ich ihn halte ;-) und er testet, wie jeder Pubertierende, seine Grenzen aus, was zwangsläufig dazu führt, dass die auch mal überschritten werden. Jeder muss herausfinden, wie weit er gehen kann und welches Verhalten von anderen Mitschülern und Erwachsenen nicht mehr geduldet wird. Das ist völlig normal. Gut muss es deshalb nicht gleich sein.

Ich kann mich erinnern, dass in unserer Realschulklasse (ebenfalls an der HPR) auch schon mal, in seltenen Fällen, Strafarbeiten verteilt wurden. Auch damals zählte Schulordnung abschreiben dazu. Eine Strafe, die ich völlig überholt finde. Sie hat keine erzieherische Wirkung, sie kostet nur Zeit. Ich bezweifel sogar, dass der Schüler nachher weiß, was drin stand. Cool wäre gewesen, er hätte sie auf Briefpapier oder besser noch Klopapier geschrieben. (Dam, das hast du nicht gelesen ;-))

Was angemessene Strafen sind, ist nicht ganz so einfach. Sie sollen ja zur Wirkung haben, dass der Schüler sein Fehlverhalten einsieht und es nicht noch einmal macht. So könnte es sinnvoll sein, einen Schüler, der seinen Müll hat fallen lassen, zu Ordnungsdiensten heranzuziehen. Klassenzimmer, Schulgelände säubern, Kaugummis von den Tischen kratzen, etc. Jemanden bei Stören des Unterrichts des Klassenraums zu verweisen, finde ich auch eher fragwürdig. Es ist ihm möglicherweise peinlich, so dass er es nicht erneut anstrebt. Aber einen Schüler aus dem Klassenraum zu schicken, bedeutet, ihn am Lernen zu hindern. Damit wird gegen den Bildungsauftrag der Schulen gehandelt und m. E. die Aufsichtspflicht durch die Schule vernachlässigt. Den Störenden umzusetzen, ist da vielleicht effektiver und das würde sicher jeder beschissen finden.

Zu diesem Bildungsauftrag (§ 2 des Schulgesetzes) zählt übrigens nicht, die Schüler zu einer eigenen Meinung anzuhalten und ihnen beizubringen, diese auch vor anderen zu vertreten. Seltsam. Obrigkeitshörige Schüler und spätere Erwachsene sind wohl bequemer.

Ich glaube und hoffe, es ist schon in allen Schulen angekommen, dass das Trinken im Unterricht erlaubt ist. Falls das nicht der Fall sein sollte, finde ich es sehr wichtig, das durchzusetzen. Der Körper besteht zu ca. 70 %, das Gehirn sogar zu 85 % aus Wasser. Viele Menschen und noch mehr Kinder trinken viel zu wenig am Tag. Und wenn die Grütze ausgetrocknet ist, funktioniert das Denken erst recht nicht. Außerdem führt Dehydration (Wassermangel) zu Stress und Stress zu Konzentrationsschwäche.

In Bezug auf das Verhalten der Jugendlichen, habe ich schon das Gefühl, dass viele respektloser und dreister sind, als wir es waren. Das mag täuschen, aber ich denke schon, dass es so ist. Auch die Gewaltbereitschaft ist größer und Konflikte werden seltener verbal gelöst. Und ich habe auch das Gefühl, dass die Lehrer dem völlig hilflos gegenüber stehen. Sie bekommen offenbar keine psychologische Unterstützung und kein Training in dieser Richtung, was ich aber höchst wichtig finde. Da sie diese Probleme aber hoffentlich auch sehen und bemerken, dass sie ggf. allein dastehen, sollten sie sich auch umorientieren und diese Dinge selbst (oder auch mit Hilfe der Eltern) in die Hand nehmen. Es klingt vielleicht im ersten Moment etwas viel verlangt, aber dann müssen sie auf Kosten ihrer Freizeit und, wenn der Staat es nicht übernimmt, aus eigener Tasche eine pädagogisch / psychologische Weiterbildung anstrengen.

Und unter diesen Bedingungen, braucht jede Schule einen Schulpsychologen, der Konflikttrainings durchführt, den Schülern vermittelt, wie Streit ohne Gewalt gelöst wird und wie man Lösungen für andere Probleme finden kann. Ich merke bei Jugendlichen hin und wieder, dass sie sehr schnell resignieren und sagen, das klappt sowieso nicht. Einen Lösungsweg finden und an einer Sache dran bleiben, fällt sehr schwer. Letzteres fällt mir übrigens auch sehr schwer. Ich habe auch nicht gelernt, mich durch ein Problem durchzubeissen. Das ist scheiße!

Dass an jeder Schule ein Psychologe angestellt ist, heißt für mich übrigens nicht, dass der still in seinem Raum sitzt, bis in jemand aufsucht, sondern dass er eine Art Unterrichtsfach bekommt. Das könnte ein Kommunikations-Kurs sein o. ä. Und so einen Kurs brauchen auch die Lehrer (und Professoren übrigens auch). Anbieter gibt es genug. An der FH hatten wir einen Kurs bei Herrn Pessing, der sehr hilfreich war. Aber das Angebot ist natürlich riesig und Bücher zum Thema gibt es auch genug.

Die Lehrer sind da augenscheinlich völlig überfordert. Wenn bei einer Jacke im Klassenraum schon so eine Strafe verhängt wird, was passiert dann bei wirklich schlimmen Vergehen?? Und an dieser Stelle sind natürlich auch die Eltern gefordert. Ich kann mir vorstellen, dass viele ihre Kinder für die liebsten der Welt halten und lieber auch gar nicht wissen möchten, wie die sich außerhalb des Hauses verhalten. Aber Respekt und menschlicher Umgang muss vorgelebt werden. Passiert das nicht, braucht man sich nicht wundern, wenn die Kinder ihre Mitmenschen respektlos behandeln und beschimpfen.

Das Verhalten der Lehrer ist sicher auch nicht immer einwandfrei. Wer weist die in ihre Schranken? Niemand. Darüber habe ich einen schönen Artikel gelesen, in dem auch ein Verweis-System für Lehrer entwickelt wurde. Bei ungebührlichem Verhalten bekommen auch die Lehrer eine „rote Karte“. Tolles und gleichberechtigtes Prinzip! Eine weitere gute Methode, um mögliches Fehlverhalten aufzuzeigen und zu bewerten, fand ich hier. Kern des Artikels ist dieser:

[…] Mein Sohn bekommt in der Schule „Good Behaviour“ Karten und Goodmarks. Jeden Tag beginnen die Schüler bei Grün mit der GB-Karte, bei Verfehlungen erfolgt ein Farbwechsel: blau (second chance), gelb (be careful und ändere Dich), rot (failure). Rot bedeutet Brief an die Eltern mit der Info, warum das Kind auf rot steht (kommt jedoch sehr selten vor, aufgrund der Vorwarnstufen). Ist ein Schüler den ganzen Tag auf grün, erhält er einen Goodmark. Auch für andere Verdienste (meist im sozialen Bereich, z.B. etwas für andere vom Boden aufheben) und schulische Leistungen bekommen die Kinder Goodmarks. Nach 25 Goodmarks darf das Kind an die Treasure Box und sich etwas aussuchen. Die Treasure Box enthält kleine Spielsachen.
Es ist das typisch amerikanische Erziehungssystem: Belohnen bei Erfolg, ignorieren bzw. daraufhinweisen ohne zu strafen bei Misserfolg und „Versagen“. Typische Formulierung bei Erfolg: Good Job! […]

Danke für die Anregung. Es ist nun speziell auf jüngere Schüler ausgelegt, lässt sich aber bestimmt auch leicht modifiziert auf ältere anwenden. Die bekommen dann eben kein Spielzeug aus der Treasure Box, sondern andere Privilegien.

Nun hab ich meinem Unmut erst mal genügend Luft gemacht. Angemerkt sei noch, dass Schülerinnen und Schüler natürlich gleichermaßen angesprochen sind, ich mir aber keinen Wolf schreiben will und es so lesbarer ist.