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Strafarbeiten

Freitag, März 31st, 2006

Ich bin fassungslos. Mein Bruder bekam gestern eine Strafarbeit. Er sollte die Schulordung zum nächsten Tag abschreiben. Die Wirkung dieser Strafe ist schon mehr als fragwürdig, aber der Grund dafür ist der Hammer. Er und ein Freund hatten die Jacken mit in die Klasse genommen. Die Lehrerin hat sie aufgefordert, sie raus zu bringen. Dem sind die beiden kommentarlos gefolgt, was ja schon mal positiv ist ;-) Als sie wieder rein kamen, gabs die Strafarbeit oben drauf. Da fehlten mir echt die Worte.

Gerade habe ich erst mal die Schulordung der Heinrich-Pröve-Realschule (Winsen/Aller) und in Auszügen das Schulgesetz von Niedersachsen gelesen. In der Schulordnung steht tatsächlich, dass die Jacken im Flur aufzuhängen sind. Aus welchem Grund auch immer. Ich würde eine teure Jacke auch nicht in den Flur hängen. Dort steht allerdings in Punkt 11 nicht, dass es eine Strafe bei Fehlverhalten gibt. Im Gegensatz zu Verstößen wie Kaugummi kauen (Punkt 12) und zu spät kommen (Punkt 4.1), die mit dem „Anfertigen einer Übungsarbeit, die im Ermessen des betreffenden Lehrers/ der betreffenden Lehrerin liegt“, geahndet werden.

Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Strafarbeiten, aber sie sollten schon sinnvoll und dem „Vergehen“ angemessen sein. Das Wort „Strafarbeit“ kommt im Schulgesetz nicht explizit vor, es gibt aber in § 61 so genannte Erziehungsmittel:

[…](1) 1Erziehungsmittel sind pädagogische Einwirkungen. 2Sie sind zulässig, wenn Schülerinnen oder Schüler den Unterricht beeinträchtigen oder in anderer Weise ihre Pflichten verletzen. 3Sie können von einzelnen Lehrkräften oder von der Klassenkonferenz angewendet werden.[…]

Das kommt sicher aufs Gleiche raus, ist aber in diesem Fall maßlos übertrieben. Mein Bruder ist vielleicht nicht immer der Engel, für den ich ihn halte ;-) und er testet, wie jeder Pubertierende, seine Grenzen aus, was zwangsläufig dazu führt, dass die auch mal überschritten werden. Jeder muss herausfinden, wie weit er gehen kann und welches Verhalten von anderen Mitschülern und Erwachsenen nicht mehr geduldet wird. Das ist völlig normal. Gut muss es deshalb nicht gleich sein.

Ich kann mich erinnern, dass in unserer Realschulklasse (ebenfalls an der HPR) auch schon mal, in seltenen Fällen, Strafarbeiten verteilt wurden. Auch damals zählte Schulordnung abschreiben dazu. Eine Strafe, die ich völlig überholt finde. Sie hat keine erzieherische Wirkung, sie kostet nur Zeit. Ich bezweifel sogar, dass der Schüler nachher weiß, was drin stand. Cool wäre gewesen, er hätte sie auf Briefpapier oder besser noch Klopapier geschrieben. (Dam, das hast du nicht gelesen ;-))

Was angemessene Strafen sind, ist nicht ganz so einfach. Sie sollen ja zur Wirkung haben, dass der Schüler sein Fehlverhalten einsieht und es nicht noch einmal macht. So könnte es sinnvoll sein, einen Schüler, der seinen Müll hat fallen lassen, zu Ordnungsdiensten heranzuziehen. Klassenzimmer, Schulgelände säubern, Kaugummis von den Tischen kratzen, etc. Jemanden bei Stören des Unterrichts des Klassenraums zu verweisen, finde ich auch eher fragwürdig. Es ist ihm möglicherweise peinlich, so dass er es nicht erneut anstrebt. Aber einen Schüler aus dem Klassenraum zu schicken, bedeutet, ihn am Lernen zu hindern. Damit wird gegen den Bildungsauftrag der Schulen gehandelt und m. E. die Aufsichtspflicht durch die Schule vernachlässigt. Den Störenden umzusetzen, ist da vielleicht effektiver und das würde sicher jeder beschissen finden.

Zu diesem Bildungsauftrag (§ 2 des Schulgesetzes) zählt übrigens nicht, die Schüler zu einer eigenen Meinung anzuhalten und ihnen beizubringen, diese auch vor anderen zu vertreten. Seltsam. Obrigkeitshörige Schüler und spätere Erwachsene sind wohl bequemer.

Ich glaube und hoffe, es ist schon in allen Schulen angekommen, dass das Trinken im Unterricht erlaubt ist. Falls das nicht der Fall sein sollte, finde ich es sehr wichtig, das durchzusetzen. Der Körper besteht zu ca. 70 %, das Gehirn sogar zu 85 % aus Wasser. Viele Menschen und noch mehr Kinder trinken viel zu wenig am Tag. Und wenn die Grütze ausgetrocknet ist, funktioniert das Denken erst recht nicht. Außerdem führt Dehydration (Wassermangel) zu Stress und Stress zu Konzentrationsschwäche.

In Bezug auf das Verhalten der Jugendlichen, habe ich schon das Gefühl, dass viele respektloser und dreister sind, als wir es waren. Das mag täuschen, aber ich denke schon, dass es so ist. Auch die Gewaltbereitschaft ist größer und Konflikte werden seltener verbal gelöst. Und ich habe auch das Gefühl, dass die Lehrer dem völlig hilflos gegenüber stehen. Sie bekommen offenbar keine psychologische Unterstützung und kein Training in dieser Richtung, was ich aber höchst wichtig finde. Da sie diese Probleme aber hoffentlich auch sehen und bemerken, dass sie ggf. allein dastehen, sollten sie sich auch umorientieren und diese Dinge selbst (oder auch mit Hilfe der Eltern) in die Hand nehmen. Es klingt vielleicht im ersten Moment etwas viel verlangt, aber dann müssen sie auf Kosten ihrer Freizeit und, wenn der Staat es nicht übernimmt, aus eigener Tasche eine pädagogisch / psychologische Weiterbildung anstrengen.

Und unter diesen Bedingungen, braucht jede Schule einen Schulpsychologen, der Konflikttrainings durchführt, den Schülern vermittelt, wie Streit ohne Gewalt gelöst wird und wie man Lösungen für andere Probleme finden kann. Ich merke bei Jugendlichen hin und wieder, dass sie sehr schnell resignieren und sagen, das klappt sowieso nicht. Einen Lösungsweg finden und an einer Sache dran bleiben, fällt sehr schwer. Letzteres fällt mir übrigens auch sehr schwer. Ich habe auch nicht gelernt, mich durch ein Problem durchzubeissen. Das ist scheiße!

Dass an jeder Schule ein Psychologe angestellt ist, heißt für mich übrigens nicht, dass der still in seinem Raum sitzt, bis in jemand aufsucht, sondern dass er eine Art Unterrichtsfach bekommt. Das könnte ein Kommunikations-Kurs sein o. ä. Und so einen Kurs brauchen auch die Lehrer (und Professoren übrigens auch). Anbieter gibt es genug. An der FH hatten wir einen Kurs bei Herrn Pessing, der sehr hilfreich war. Aber das Angebot ist natürlich riesig und Bücher zum Thema gibt es auch genug.

Die Lehrer sind da augenscheinlich völlig überfordert. Wenn bei einer Jacke im Klassenraum schon so eine Strafe verhängt wird, was passiert dann bei wirklich schlimmen Vergehen?? Und an dieser Stelle sind natürlich auch die Eltern gefordert. Ich kann mir vorstellen, dass viele ihre Kinder für die liebsten der Welt halten und lieber auch gar nicht wissen möchten, wie die sich außerhalb des Hauses verhalten. Aber Respekt und menschlicher Umgang muss vorgelebt werden. Passiert das nicht, braucht man sich nicht wundern, wenn die Kinder ihre Mitmenschen respektlos behandeln und beschimpfen.

Das Verhalten der Lehrer ist sicher auch nicht immer einwandfrei. Wer weist die in ihre Schranken? Niemand. Darüber habe ich einen schönen Artikel gelesen, in dem auch ein Verweis-System für Lehrer entwickelt wurde. Bei ungebührlichem Verhalten bekommen auch die Lehrer eine „rote Karte“. Tolles und gleichberechtigtes Prinzip! Eine weitere gute Methode, um mögliches Fehlverhalten aufzuzeigen und zu bewerten, fand ich hier. Kern des Artikels ist dieser:

[…] Mein Sohn bekommt in der Schule „Good Behaviour“ Karten und Goodmarks. Jeden Tag beginnen die Schüler bei Grün mit der GB-Karte, bei Verfehlungen erfolgt ein Farbwechsel: blau (second chance), gelb (be careful und ändere Dich), rot (failure). Rot bedeutet Brief an die Eltern mit der Info, warum das Kind auf rot steht (kommt jedoch sehr selten vor, aufgrund der Vorwarnstufen). Ist ein Schüler den ganzen Tag auf grün, erhält er einen Goodmark. Auch für andere Verdienste (meist im sozialen Bereich, z.B. etwas für andere vom Boden aufheben) und schulische Leistungen bekommen die Kinder Goodmarks. Nach 25 Goodmarks darf das Kind an die Treasure Box und sich etwas aussuchen. Die Treasure Box enthält kleine Spielsachen.
Es ist das typisch amerikanische Erziehungssystem: Belohnen bei Erfolg, ignorieren bzw. daraufhinweisen ohne zu strafen bei Misserfolg und „Versagen“. Typische Formulierung bei Erfolg: Good Job! […]

Danke für die Anregung. Es ist nun speziell auf jüngere Schüler ausgelegt, lässt sich aber bestimmt auch leicht modifiziert auf ältere anwenden. Die bekommen dann eben kein Spielzeug aus der Treasure Box, sondern andere Privilegien.

Nun hab ich meinem Unmut erst mal genügend Luft gemacht. Angemerkt sei noch, dass Schülerinnen und Schüler natürlich gleichermaßen angesprochen sind, ich mir aber keinen Wolf schreiben will und es so lesbarer ist.

Schule

Dienstag, Februar 7th, 2006

Der/die/das Post über Referate ließ mich meine eigene Schulzeit noch mal reflektieren und das erste, was mir einfiel, war die Realschulzeit – bei weitem die coolste Zeit meiner Schullaufbahn.

Ich bin in Winsen/Aller zur Heinrich-Pröve-Realschule gegangen. Der Klassenverband war toll und die Zeit allgemein war schön. Hm, ich sollte zu der Zeit in der Pubertät gewesen sein… macht nix, es war trotzdem schön.

Meine Leistungen waren eigentlich immer mittelmäßig, in Mathe und anderen naturwissenschaftlichen Fächern war ich eher grausig. Ich hab es nie verstanden und auch nicht logisch gefunden. Das hat sich zwar im Studium etwas geändert und ich habe die so oft beschriebene Logik erkannt (viel mehr kurz vorbei huschen sehen), was aber nicht heißt, dass ich die Mat(h)erie jetzt besser beherrsche. Der Grund dafür ist wohl, dass ich nie gelernt habe, richtig zu lernen – mir selbst etwas beizubringen, was auch im Studium recht hinderlich war. Mit einer 5 in Mathe, Informatik zu studieren, war nicht ganz einfach, aber komischer Weise doch irgendwie erfolgreich. =)

Aber zurück zur Realschule. Ich hatte eine beste Freundin, Anni, mit der ich den größten Teil der Realschulzeit verbracht habe und nette „Sitznachbarn“. Manche dieser Freundschaften waren etwas… wechselhaft, eher eine Hassliebe, zu anderen habe ich immer noch seltenen, aber regelmäßigen Kontakt. So weit ich mich erinnere, fand ich auch die Lehrer gut. Ich kann mich zumindest an keinen erinnern, den ich nicht mochte. Meine Englischlehrer, Herrn Meyer und Frau Jörns, fand ich klasse. Mit Herrn Zielke, meinem Klassenlehrer der 8. und 9. bin ich auch gut klar gekommen. Im Gegensatz zu meinem Bruder, der jetzt diese Schule besucht und vorsichtig ausgedrückt, in Herrn Zielke eher keinen Freund sieht. Schade eigentlich. In meinen Mathelehrer der 7. und 8. Klasse war ich sogar ein bisschen verliebt *g* Aber daran war er bestimmt gewöhnt, ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ich die Einzige war. Hrmpf, *räusper* lassen wir das.

Also, was ich eigentlich sagen wollte: Während der Schulzeit fand ich das Lernen überaus anstrengend. Es wird den Schülern ja auch nicht gerade schmackhaft gemacht. Es gab nur wenige Fächer, für die ich gerne gelernt und mir viel Mühe mit den Hausarbeiten gemacht habe. Rückblickend wäre das bisschen Mehrarbeit, das es manchmal nur bedurft hätte (z. B. mündliche Mitarbeit oder 10 Minuten längere Hausaufgaben), durchaus lohnend gewesen. Aber wie mit so vielen Erfahrungen im Leben, muss man auch diese selbst machen. Es hilft gar nicht, wenn jemand sagt, dass es lohnend wäre und man sich nachher ärgert.

Eine schöne Plattform, um alte Schulkameraden (tolles Wort) zu finden, ist übrigens StayFriends. Leider konnte ich bislang überwiegend Leute auftreiben, mit denen ich sowieso noch Kontakt habe. Also, Jungs und Mädels, die in Winsen und Celle zur Schule gegangen sind: eintragen!!