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Zurück ich bin.

Donnerstag, September 6th, 2007

Diese Woche bin ich aus dem „Urlaub“ zurück gekommen. Urlaub in Anführungsstrichen, weil es doch mental und körperlich recht anstrengend war.

Meine Eltern und ich haben meinen Bruder von einem VisionQuest-Camp in Norditalien abgeholt und dort die letzten fünf Tage des Camps mit ihm gemeinsam mit Gesprächen, dem Geschichtenlauschen und Bergwanderungen verbracht.

(Achtung! Lange Erzähle.)

Wir sind mit einem 7 Meter Wohnmobil gefahren, was sicherlich in den engen Serpentinen eine Herausforderung für Papa war, die er aber spitzenmäßig gemeistert hat! Aber irgendwann ging es Wohnmobil mit Mama und Fiepedefinitiv mit dem Wohnmobil nicht mehr weiter und wir ließen es am Fuße des Berges, auf dem die Alpe Caseravera liegt, stehen. Das war kurz vor dem kleinen Örtchen Vallegia (Memo an mich selbst: Hieß das wirklich so und wie hoch lag es?) nahe Montescheno.

Von dort ging es jeden Tag – bis auf einen – nochmal mit dem PKW eine sehr enge und steile 20-Kurven-Serpentin 20 Minuten im ersten Gang den Berg rauf. Glücklicherweise stellte eine der anderen Mütter ihren VW-Bus dafür zur Verfügung, der uns treu diente. Karin, danke, dass wir mitfahren durften! Der Trampelpfad rauf zur Alpe CaseraveraAls aber nach heftigen Regenfällen die Straße immer matschiger und aufgeweichter wurde, war es dann zu riskant und wir sind den Berg zu Fuß rauf. DAS war anstrengend. Dagegen war die eigentlich zu Fuß zu bewältigende Strecke, die dort begann, wo die PKW auch nicht mehr weiter kamen, eine Erholung. Von dort aus, einem kleinen Plateau, auf dem wir später halbwilde Pferde sahen, ging es noch 30 Minuten auf einem Trampelpfad den Berg rauf, bis wir schließlich auf 1450 m die Alpe und das Camp erreichten.

Das KüchenhäuschenDie Tage verbrachten wir also im Camp, wo es (quasi) keinen Strom und keine anderen Dinge, die man mit fortschrittlicher Zivilisation verbindet, gab. Es war zwar ein kleines Solarpanel und auch eine Batterie vorhanden, die wurden aber nur für Notfälle und zum Laden von Mobiltelefonen bzw. für den Ausnahme-Betrieb einer Glühbirne verwendet, die in der einzigen bewohnbaren Steinhütte hing.

Fließend Wasser gab es – aus Wasserschläuchen, die mit dem nächstgelegenen Fluss verbunden waren. Das Flusswasser war nahezu genauso sauber, wie das aus der Quelle, aber eben Blick auf den oberen Teil der Alpearschkalt. Damit es zum Duschen etwas wärmer ist, wurden die schwarzen Schläuche in großen Schlaufen aufgehängt und die Sonne – so sie denn schien – tat das Übrige. Schien sie nicht, nun ja, dann musste kalt oder gar nicht geduscht werden. Die meisten Questis (die jugendlichen Teilnehmer des VisionQuests) entschieden sich wohl eher für letzteres ;-)

Alle dort oben, inklusive Betreuer und Küchenfeen, schliefen in Zelten. Auch die Hälfte der angereisten Eltern(teile). Die andere bewohnte Zimmer im Ort oder eben ein Wohnmobil. Für den gesamten Zeitraum, den die Kiddies und später die Familien dort verbracht haben, gab es Camp-Dienste, die zu erledigen waren, damit die Zeit sinnvoll für die eigentliche Zweck dieser Reise genutzt werden konnte (dazu komme ich gleich). So wurden auch wir eingeteilt, um folgende Aufgaben zu erfüllen, die ich kurz erklären möchte, weil es einfach viel Spaß gemacht und zudem noch nützlich war.

Es gab:

  • Schnippeldienst, der natürlich in/vor der Küche absolviert wurde. Dazu zählte z. B. auch Essen austeilen
  • Abwaschdienst – spricht für sich
  • Feuerdienst beinhaltete die Unterhaltung des Feuers, auf dem Tee gekocht wurde – was auch gleich zur Aufgabe gehörte; und Wärmen des Wassers, mit dem abgewaschen wurde
  • Holzdienst – totes Feuerholz musste gesammelt und teilweise gehackt werden. Auf jeden Fall musst, wie vom Feuerdienst auch, dafür gesorgt werden, dass es trocken blieb (mit Planen abgedeckt)!
  • Camp-Dienst – bei Dämmerung mussten die Teelichter an den Wegen entzündet werden; herumliegender Müll musste eingesammelt werden etc.
  • Muli-Dienst – den haben wir (die nicht auf dem Berg geschlafen haben) gewissermaßen jeden Tag gehabt, denn es war so, dass die Einkäufe aus dem „Küchenauto“ vom Parkplatz noch den Berg rauf mussten. Und da wir sowieso jeden Tag vom Parkplatz losgingen, haben wir jeden Tag die Rucksäcke gefüllt und Lebensmittel mit rauf genommen. Als größtes Gut hat sich Papa mit einer 11 kg Melone abgequält, die furchtbar unbequem war.
  • und als letztes gab es noch den

  • Klo-Dienst Eines der Hockklos– es gab Hockklos (drei an der Zahl und sogar eins mit Brett zum Draufsetzen) und für diese musste der Eimer mit Erde (zum Abdecken der Häufchen) aufgefüllt werden, Klopapier musste überall vorhanden sein, Wasser und Asche zum Händewaschen und – damit es schneller verrottet – das Klopapier, welches gesammelt wurde, verbrannt werden. Das klingt schlimmer als es ist und hat sogar fast Spaß gemacht – wenn es richtig gebrannt hätte ;-)

Aber nun mal zum VisionQuest selbst. Bevor ich mir was aus den Fingern sauge, hier ein Auszug aus der Seite zur VisionsSuche, die ich oben verlinkt habe. Dort heißt es: „Das VisionQuest-Ritual wird als Initiation für junge Erwachsene gestaltet. Ein Weg zum freien, eigenständigen ErwachsenSein: mit Mut, gesundem Selbstwertgefühl und Lebensfreude.“ Also gewissermaßen ein Camp zur Selbst- und Wegfindung mit survival-Elementen :-) Zu Beginn der letzten von drei Wochen Camp verbringen die Jugendlichen 3 Tage und 3 Nächte allein auf dem Berg. Sie suchen sich ein lauschiges Plätzchen und haben Zeit über sich und die Welt nachzudenken… oder sich furchtbar zu langweilen. Diese Zeit oder auch die Erlebnisse im Camp selbst zu beschreiben, würde hier den Rahmen komplett sprengen und ich hoffe, Damion wird selbst noch davon berichten! *zwinkerzwinker*

In den 5 Tagen, an denen die Familien(teile) anwesend waren, erzählten die Questis einzeln ihre Geschichten. Wie sie das Camp erlebt haben, was sie während der drei Tage gesehen, erlebt, Das Tipierkannt haben und bekamen Gelegenheit, ihren Familien Dinge zu sagen, die dringend mal gesagt werden mussten. Für diese Geschichten trafen sich alle Questis, die Betreuer, die Familie des jeweiligen „Geschichtenerzählers“ sowie von diesem eingeladene andere Familienmitglieder in einem Tipi. In dem Tipi war ein Lebenskreis ausgelegt, in dem jede Himmelsrichtung für bestimmte Lebensabschnitte und Dinge im Leben stand. Ich kann mit solch esoterischen Dingen nicht viel anfangen und fühlte mich zwischenzeitlich eher wie auf einem Liverollenspiel, aber es war trotzdem schön und m. E. als Mittel zum Zweck durchaus dienlich.

Neben Damions Geschichte, von dessen Erzählweise, Wortwahl und natürlich dem Inhalt ich sehr beeindruckt war, durfte ich bei drei anderen Questis Gast sein. Alle vier Geschichten hatten sehr lustige und sehr bewegende Elemente und es war schön, dass ich sie hören durfte. Danke, Euch dreien! Und natürlich, Danke Damion! Du bist der töllste kleine, fast große Bruder, den ich mir wünschen kann! Danach war mein Wesen als Heulsuse nicht mehr zu vertuschen *g* Aber das macht nix, ich muss eben schon heulen, wenn ich im Fernsehen 2 Meerschweinchen sehe, die sich nach 30 Jahren zum ersten Mal wiedersehen.

Es war auf jeden Fall ein interessantes Erlebnis und die wenigen Tage auf dem Berg, ohne jeglichen Komfort (ok, die Nächte im Wohnmobil waren bequem ;-)), ohne Elektronik und ohne Wir konnten das Ende eines (Doppel-)Regenbogens sehen!Fleisch! (es wurde vollwertig-biologisch-vegetarisch gekocht), dafür mit mehr Menschen auf einmal als ich mir sonst im wirklichen Leben um mich rum wünsche, waren doch schön. Ich hoffe, dass wir alle und vor allem Damion was mitnehmen konnten. Dass er jetzt eine kleine Vorstellung hat, wo es hin gehen soll im Leben, wie er dort hin gelangt und wie er das Leben mit sich und in der Gemeinschaft für alle Seiten angenehm gestalten kann. Es wird sicher noch einen Moment dauern, bis alles verarbeitet ist und die nützlichen Gedanken und Erkenntnisse gereift sind, aber ich denke doch, dass es sie gab – die Dinge, die wir alle für uns aus den Erlebnissen gewinnen konnten!

Und, Dam, wenn Du nicht so recht weißt, wie es künftig laufen soll: Macht nix. Alles wird sich ergeben. Mach einfach immer das Beste aus der jeweiligen Situation. Du weißt schon: „Positiv denken! Positiv denken!“ *langsam von der Aquariumscheibe rutsch* ;-D

Mir fallen noch tausend Sachen mehr ein, die ich zum Camp sagen könnte, aber nu´ is´ Schluss!
Ende :-)

Es duftet nach Schulzeit

Dienstag, April 17th, 2007

Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit roch es voll schön draußen. Irgendwie nach einer Mischung aus Frühling und frisch Gebackenem – und das hat mich an meine Schulzeit erinnert. Das war eine schöne Zeit, man hatte noch nicht so viel Verantwortung, musste sich keine Sorgen machen und hatte auch ansonsten kaum Probleme. Es sei denn, man hatte sich mal wieder in sich selbst (oder anderen Pubertierenden) verheddert ;-)

Im Sommer bin ich mit dem Rad zur Schule in den nächsten Ort gefahren. Auf dem Weg durch die Ohe war es noch still und die Luft war ganz frisch, obwohl schon bemerkbar war, dass es ein heißer Tag werden würde. Die Strecke fuhr ich meist mit meiner besten Freundin, Anni, – an manchen Morgenden auch gern mit Autopilot, um den Schlaf noch etwas künstlich zu verlängern. In einem älteren Beitrag schrob ich schon mal darüber.

In der Schule herrschte, zumindest in meinen verklärten Erinnerungen, auch so eine heimelige Atmosphäre. Es gab einen Plan für den Tagesablauf, an den wir uns meistens auch hielten ;-). Man wusste, was als nächstes kommt und was zu tun ist. Es ist jetzt nicht so, dass mir das „Erwachsenenleben“ nicht behagt, aber es war alles so herrlich einfach in der Schulzeit. Dumm nur, dass man sich dessen nicht bewusst war und es nicht zu schätzen wusste!

Im Verhältnis zum Leben nach der Schule war das einzige, für das man wirklich selbst verantwortlich war, die Leistung in der Schule, die Hausaufgaben und die Noten. Ok, rein rechtlich gesehen und genauer betrachtet, ist man noch für viel mehr verantwortlich: für seine Habseligkeiten, seine Tiere und sein Tun allgemein in der Gesellschaft z. B., aber das könnten im Zweifelsfall kurzzeitig andere übernehmen oder es entwickelt sich (wie zwischenmenschlicher Umgang) auch von allein. Ganz im Gegensatz zu den Arbeiten für die Schule.

Wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr sich ein bisschen mehr Arbeit auszahlen würde, wenn ich damals zu lernen gelernt hätte und hartnäckiger gewesen wäre, wäre heute vieles leichter. Aber ich war und bin nicht ehrgeizig, habe keine Disziplin, mir so lange etwas anzugucken, bis ich es verstanden habe. Ich hab immer gedacht, ich werd´s eh nicht kapieren, dann kann ich´s auch gleich lassen. Dass das nicht stimmt, weiß ich heute zwar, aber die Mühe, die es mir macht, etwas zu verstehen und zu behalten, ist unverändert groß.

Bei schwierigen Hausaufgaben, die genau das voraussetzten, nämlich Konzentration (was bedeutet dieses Wort noch gleich?) und System, war der familiäre Vorrat an Geduld immer rasch verbraucht, gell, Mama?! :-) Ich saß also über meinen Matheaufgaben und hab eigentlich nur ein weißes Blatt gesehen. Da waren einzelne Ziffern, die nach Ansicht der Erwachsenen total logisch angeordnet waren und einen Sinn ergaben. Na, dann rechne mal. Ist doch ganz einfach. Das war immer eine Zerreißprobe, bei der bestimmt nicht nur Mama graue Haare bekommen hat.

Aber immerhin gab es – zumindest in den frühen Jahren – einen Rahmen für diese Arbeiten. Nach der Schule hab ich Hausaufgaben gemacht oder Mappen geführt, wie brave Mädchen das so machen *bg*. Ganz früher sogar noch bei Oma und Opa, zu denen ich nach der Schule immer gegangen bin. Das war auch schön. Da hatten wir noch das Grundstück direkt nebenan und da es keinen Zaun gab, wohnten wir gewissermaßen alle auf demselben.

Was ich so aus Berichten meines Bruders raushöre oder dem Fernsehen entnehmen kann, scheint es heute nicht mehr so selbstverständlich zu sein, dass Hausaufgaben gemacht werden. Bis vor kurzem ist Damion noch zur Ganztagsschule gegangen, wo zwischendurch (mit Betreuung?) Hausaufgaben gemacht wurden. War das so, Dam? Wie ist das jetzt, wo Du Deinen Nachmittag selbst einteilen kannst/musst? Machst du Hausaufgaben (?) immer zur gleichen Zeit?

Ohne, dass ich es wirklich beurteilen kann, habe ich das Gefühl, dass die aktuelle Jugend ziemlich allein gelassen ist in ihrer Freizeit. Hm, ok, das war ich auch, wenn ich´s mir recht überlege… aber das war irgendwie anders. Folgendes – vielleicht etwas überspitztes – habe ich mich gefragt: Ein aktueller Pubertant ist in der Lage sich ungesehen anzuschleichen und den bösen Hobgoblin hinterrücks zu meucheln oder auf eisglatter Piste einen stale-fish tail-grap hinzulegen. Aber kann dieser Jugendliche in der Realität auf einen Baum klettern oder auch nur einen Rodelberg hinab fahren, ohne sich alle Knochen zu brechen? Ja ja, ich sag ja, das ist überzogen.

Davon, ob ich das auf einem Snowboard kann, was ich da gerade so schön beschrieben habe, reden wir nicht ;-) Was ich sagen will ist, dass mir was fehlen würde, wenn ich nicht als Kind durch die Wälder getobt wäre. Und ich hatte das Glück direkt neben einem solchen zu wohnen. Aber selbst wenn man Stadtkind ist und auf Beton gespielt hat – Hauptsache draußen! Nichts gegen Computer! Die Kids sollen sie benutzen, zum Spielen, zum Arbeiten, zum Surfen und auch die soziale Komponente des Internets wird sicher immer ausgeprägter, aber als ausschließliche Freitzeitbeschäftigung möchte ich den PC nicht wissen! Das echte Leben in der echten Welt läuft doch etwas anders ab.

Aber was ist anders als damals? Warum gibt es immer weniger, so der subjektive Eindruck, Anleitung von den Erwachsenen, warum sind die keine Vorbilder mehr? Warum wird auf „Fehlverhalten“ nicht positiv eingewirkt, sondern es wird ignoriert – so es denn überhaupt von Verantwortlichen wahrgenommen wird!?

Zusammengefasst ist mein Eindruck der folgende: Viele – wohlgemerkt nicht alle – Jugendliche wissen außer Fernsehen und Computernutzung nichts mit sich anzufangen, können keine Langeweile ertragen und sich nicht selbständig anders beschäftigen. Schule ist kein Ort, wo man tolle Sachen lernt und sich wenigstens für einen Teil des Stoffes interessiert, sondern ein Ort, um Freunde zu treffen und sich zu unterhalten. Gut in der Schule sein, ist uncool. Falls jemand gegenteiliger Meinung ist oder andere Erfahrungen gemacht hat, freue ich mich über Berichte.

Jetzt bin ich mal wieder weit, weit abgeschwiffen ;-), obwohl ich eigentlich nur sagen wollte, dass die Schulzeit toll war – mit allen Tests und Klassenarbeiten, vor denen immer so eine, teilweise zumindest, prickelnde Anspannung zu spüren war. Die Mathearbeiten waren auch damals schon richtiger Stress und die Prüfungsangst behinderte zusätzlich zum Nicht-Richtig-Können des Stoffs. Der Klassenverband war toll und die Pausen mit den Kumpels auf den (damals neuen) Bänken an der Zaunseite der HPR Winsen/Aller auch. Und es roch schön!

So! Das war ein kleiner Ausflug in Kaddis Kindheit.