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Spanien Tag 6: Almería, Alcazaba, Sierra Nevada

Sonntag, Juni 12th, 2011

14.05. (Sa.)
Nach einem traumhaften Sonnenaufgang und Frühstück am Meer fuhren wir Scenic Routes bis Almería. Im Stadtzentrum folgten wir zunächst den Parkplatz-Schildern. Wie schon erwähnt, war das erfolglos: alles Tiefgaragen. Dann folgten wir den Schildern zur Alcazaba. Keine gute Idee! Das wurde richtig eng! Durch die Gassen selbst passten wir gerade so durch – wenn die Menschen in den Hauseingängen verschwanden (und ihre Kehrschaufeln nicht mitten drauf stehen ließen). Um die Kurve ging’s dann nicht mehr ohne Hilfe. Andi ist ausgestiegen und lotste mich ganz langsam um die Ecke – vorn und hinten je 2 cm. Mit eingeklappten Spiegeln suchten wir den Weg aus der Altstadt. In der Nähe des Hafens am Ortsausgang fanden wir einen Parkplatz.

Im 7. Jh. kamen die Mauren nach Spanien und brachten ihre Kultur mit. Mancher sagt, sie brachten überhaupt erst mal Kultur nach Europa. Ich hatte gelesen, dass man noch einige architektonische Überbleibsel aus ihrer Blütezeit besichtigen kann und wollte die Augen danach offen halten. Die Alcazaba von Almería, eine der größten maurischen Festungen Spaniens, war nun nicht zu übersehen und gab uns einen ersten Eindruck von arabischer Baukunst. Aber auch an kleineren Häusern konnte man hier und da noch den maurischen Einfluss erkennen.

Hat man den Hügel erklommen und die Festung betreten (kostenlos), steht man in einem hübsch angelegten Garten. Bäume und Sträucher sind auf Terrassen angelegt, die von Wasserläufen und kleinen Brunnen durchzogen sind. Umgeben ist alles von mächtigen Mauern. Durch die Zinnen hat man einen tollen Blick auf die Stadt und das Meer. Zu islamischer Zeit standen in diesem Teil Wohnhäuser und irgendwo hatten wir gelesen, dass diese Funde durch das Anlegen der Gärten vermutlich zerstört wurden.

In einem anderen Teil finden zur Zeit Ausgrabungen statt. Gefunden hat man Reste eines Palastes, Bäder und Zisternen. Diese Wasserspeicher und Leitungssysteme soll es auch in dem zugeschütteten Teil mit den Wohnhäusern gegeben haben. Angrenzend findet man das s. g. „Haus des Burgvogts“ aus neuerer Zeit. An dem von Palmen und Büschen umgebenen Wasserreservoir ließ sich die Hitze des Sommers bestimmt gut aushalten.

Den dritten Teil bildet die christliche Burg. Nach einem Erdbeben 1487 wurde diese durch die katholischen Könige wieder aufgebaut und verstärkt. Hier gibt es eine Kapelle, den Bergfried selbst, der aus 2 Zimmern und einem Verlies besteht, und zwei Türme. Auch wenn alles sehr schlicht gehalten ist und man sich eigentlich kein richtiges Bild machen kann, wie es mal gewesen sein mag, fand ich es richtig cool.

Wir spazierten den Hügel wieder runter, durch die Stadt zur Kathedrale. Die ist mächtiggewaltig. Von außen wie von innen. Wir schlichen uns unter eine in Auflösung begriffene Hochzeitsgesellschaft (oder dgl.) und sahen uns um. Die Kreuzrippen im Mittelschiff waren herzförmig. Klingt das logisch? Hm… Auf jeden Fall beeindruckend. Die Decken und die Verzierungen in Kirchen find ich immer am spannendsten. Vor allem die Schnitzereien am Chorgestühl. Ich glaube, das heißt so – ich nenn’s „Hühnerkäfig“, weil die oft eingezäunt sind.

Nachdem wir all die schönen Sachen angeguckt hatten, verließen wir Almería und fuhren in Richtung der Sierra Nevada. Auf dem Weg dort hin kamen wir über eine Hügelkette und sahen bis zum Horizont… nur noch Plastikfolie. So krass! So weit das Auge reichte, erstreckten sich über mehrere Täler Gewächshäuser aus Folie. Nichts weiter. Da wir auf der Autobahn nicht halten konnten, gibt’s keine (guten) Fotos. Aber ein Bild hätte da auch nicht gereicht, um das Ausmaß deutlich zu machen.

Bei Adra – nachdem wir endlich einen Weg durch das Plastikmeer gefunden hatten – waren wir vorerst das letzte Mal baden bevor wir ins Landesinnere fuhren. Mit dem Gedanken an die vielen Gewächshäuser hinter uns und etwaige Düngemittel und Pestizide, die hier ins Meer gelangen, war das etwas komisch.

In den Bergen der Sierra Nevada angekommen, war die Aussicht und die Landschaft wieder geradezu himmlisch. Auf Serpentinen fuhren wir über grüne Hügel und durch weiter Täler. Orangen- und Olivenhaine wechselten sich mit Mandelbäumen ab. Es hat übrigens eine Weile gedauert, bis wir raus hatten, dass das Mandeln sind ;-). Kleine, weiße Ortschaften kuschelten sich an die Berghänge und auf einem kleinen Rastplatz wuchs, neben diversen bunten Blumen, wilder Rosmarin. Davon hat Andi gleich mal ein paar Ästchen geerntet. Es war genau so schön, wie das hier langsam kitschig klingt. Anders gesagt: mords Landschaft! Krass viele Erdrutsche scheint’s hier zu geben. Hinter jeder zweiten Kurve war eine Fahrspur verschüttet und wir hofften, so etwas nicht live zu sehen.

In Órgiva suchten wir einen Campingplatz (Puerta de La Alpujarra, 19 €) auf. Der auf Terrassen angelegte Platz war recht leer – wieder nur ein paar Holländer und Franzosen. Wir hatten einige Schwierigkeiten die Vorrichtungen für Frisch- und Abwasser zu finden. Außerdem mussten wir Ersatz für unseren abgebrochenen Gardena-Adapter leihen. Zum Abschluss dieses tollen Tages gab’s Tortilla-Wraps mit Hackfleich-Gemüse-Füllung. Lecker Kleckerkram!