Archive for Juni, 2011

Spanien Tag 10: Medina Azahara, Adler, Windmühlen

Mittwoch, Juni 29th, 2011

18.05. (Mi.)
Wir saßen beim Frühstück vor unserem Rollewagen, als der erste Bus kam und alte Leute auskippte. Die marschierten aber straight los in den Park. Der zweite Bus folgte kurz darauf und entließ eine Horde Jugendlicher. Das wurde dann doch etwas ungemütlich und wir machten uns auf zur Medina Azahara, einer zerstörten Palaststadt in Sichtweite zu Córdoba. Im Besucherzentrum informierte ein Film über die einst prunkvollen Anlage und im Museum sind einige Funde ausgestellt.

Mit dem Bus wird man zu der Ausgrabungsstätte gebracht. Das Gelände, das u. a. eine Moschee, einen Palast und eine Parkanlage umfasste, ist vergleichbar mit dem Forum Romanum: ein Haufen alter Steine. Ohne den Film und die Simulationen, wie es einmal ausgesehen haben muss, wäre es (mir) unmöglich, in den Ruinen irgendwas Prachtvolles zu erkennen. Mir fiel es doch einiges schwerer als in Ostia Antica oder im Forum Romanum, mir die Bauwerke vorzustellen. Vielleicht auch, weil man so wenig vertraut ist mit der arabischen Bauweise, während man die römische „an allen Ecken“ findet. Der Bau der Stadt hat 10 Jahre gedauert und nur 80 Jahre bestand sie überhaupt, bevor sie überfallen und aufgegeben wurde.

Es war unfassbar heiß an diesem Tag und der Sturm, der sich kurz ankündigte bevor wir in den Bus stiegen, brachte weder übermäßig Regen noch Abkühlung. Wir machten uns wieder auf den Weg. Diesmal um Don Quichottes Windmühlen anzugucken. Auf unserer Fahrt durch die Berge sahen wir plötzlich riesige Greifvögel. Zum Glück war sonst niemand auf der Straße, so dass ich über die Gegenfahrbahn wenden konnte. Wir fanden einen kleinen Abzweig auf eine Schotterstraße und flitzen schnell zum Hang, von wo man einen guten Blick über das Tal und die Berge hatte, wo wir zuvor die Vögel gesehen hatten. Und tatsächlich! Das mussten Adler sein! Zumindest hoffen wir, das Glück zu haben, denn es gibt nur noch um die 100 Paare in Spanien. Sie wiesen auch nicht so einen hellen Kragen auf wie die Geier, die wir später noch zuhauf sehen sollten.

Insgesamt sahen wir vier Tiere, aber zwei (kleinere?) blieben immer in weiter Ferne, während die anderen beiden über uns ihre Kreise zogen. Sie waren zwar immer noch weit entfernt, aber durch’s Fernglas konnte man sie recht gut sehen. Man konnte erkennen wie sie den Kopf drehten und die Gegend „scannten“. Das war wirklich beeindruckend und ein tolles Erlebnis! Ich konnte mich gar nicht trennen und hätte noch den ganzen Abend dort sitzen und Ausschau halten können.

Schweren Herzens verließen wir die majestätischen Vögel und fuhren weiter – in den Regen. In Consuegra blieben wir auf einem kleinen Rastplatz unterhalb der Burg stehen. Unter der Überdachung eines Grillplatzes suchte eine Gruppe älterer Frauen Schutz vor dem Regen. Sie sangen bis ein Wagen sie nach und nach alle abgeholte hatte. Als der Regen nachgelassen hatte, marschierten wir noch den Hügel hinauf zu der Burg und den Windmühlen. Zwei weitere Wohnmobile gesellten sich zu uns während wir unseren Videoabend abhielten und „My neighbor Totoro“ gucken. Zauberhafter Film!

Spanien Tag 9: Sevilla

Dienstag, Juni 28th, 2011

17.05. (Di.)
Auf dem Weg von Dos Hermanas, wo der Campingplatz war, nach Sevilla sahen wir auf einem Gebäude bestimmt vier Storchennester. Weißstörche gibt es echt viele in diesem Land und sie scheinen mit Vorliebe auf Strommasten zu brüten. Ich frage mich, ob sie überhaupt noch Nachwuchs zeugen können, wenn sie sich dort durchbrutzeln lassen.

Den Kommentar zur Parkplatzsituation in dieser Stadt spar ich mir ;-). Auf unserem Fußmarsch in die Innenstadt spazifizierten wir zunächst zur Casa de Pilatos (8 € p. P.) im Stadtteil Santa Cruz. Die Herzöge von Medinaceli wohnen noch heute dort, weshalb man die obere Etage nur mit einer Führung und nur auf extra ausgelegten Teppichen betreten darf. Zu sehen gibt es Räume im Mudéjar-Stil, eine Kapelle sowie Gemälde und Kunst aus verschiedenen Ländern und Epochen.

Die Kathedrale mit ihrem Turm La Giralda besichtigten wir nach einem kleinen Stadtspaziergang. Dieser Turm, in Innern wieder ein Minarett, und der Innenhof sind die einzigen Überreste einer Moschee, die an dieser Stelle stand. Die 5schiffige Kathedrale ist die größte gotische Kirche der Welt. Die Pfeiler sind enorm und die Ausmaße versetzen einen wieder in bloßes Staunen. Das Innere ist weitgehend schlicht, aber die Orgel, das Altarbild und der Hühnerkäfig das Chorgestühl weisen reiche Verzierungen auf. Außerdem findet sich hier ein Grabmal von Christoph Kolumbus.

Den Turm sind wir hinauf gestiegen. Es war proppenvoll und zwar überwiegend mit grölenden Kindern. Super :-/. Trotzdem war die Aussicht die Plage wert. Den Palast Real Alcázar und den Torre del Oro besuchten wir aufgrund der fortgeschrittenen Stunde nicht mehr. Stattdessen nahmen wir den Bus zum Wohnmobil und fuhren wieder Richtung Córdoba bzw. Toledo. Bei Hornachuelos fanden wir einen (den einzigen!) Tisch-Baum, der offenbar zu einem Naturpark gehörte. Auf dem großen Schotterparkplatz konnten wir auch problemlos Grillen, ohne Gefahr zu laufen, irgendwas in Brand zu setzen.

Spanien Tag 8: Córdoba, Mezquita, Sevilla

Sonntag, Juni 26th, 2011

16.05. (Mo.)
Wie eingangs erwähnt, macht es sich ganz gut, wenn der Wagen gerade steht. Tja, an diesem Morgen hatten wir einen kleine Überschwemmung, weil die Duschkabine aufgrund leichter Schräglage übergelaufen ist. Da konnten wir gleich mal durchwischen ;-).

Ansonsten lautete der Plan Córdoba und die Mezquita angucken. Die rot-weiß getünchten Bögen hat bestimmt jeder schon mal gesehen, nur wusste ich z. B. nicht, dass sie in der Mezquita in Córdoba zu finden sind. Gegenüber der ehemaligen Moschee auf der anderen Seite der steinernen Brücke kann man prima parken und hat es gar nicht weit. Außerdem ist die Aussicht von dort schön. Die Mezquita (8 € p. P) ist atemberaubend. Sie ist unfassbar riesig und der Audioguide (3,50 €) vermittelte einige interessante Informationen. Die unzähligen Bogenreihen, die verzierten Nischen und sogar die christliche Kathedrale, die man in die Mitte gesetzt hatte – das gesamte Bauwerk ist einfach der Hammer!

Auf den ersten Blick ist man von der Größe etwas erschlagen und alles sieht gleich aus – dit stimmt aber janich. Bei genauerem Hinsehen merkt man nämlich, dass sich die Säulen und Kapitelle unterscheiden, die Decken anders verziert sind und auch bei den Bögen gibt es Unterschiede. Im lauschigen Innenhof mit den Orangen- und Olivenbäumen könnte man sicher herrlich entspannen, gäbe es nur etwas mehr Sitzgelegenheiten. Das zur ehemaligen Moschee gehörende Minarett wurde mit einem Glockenturm umbaut. Das ist ein bisschen schade. Wo sieht man schon mal ein Minarett aus der Nähe?

Im Anschluss sind wir noch ein wenig durch die Straßen von Córdoba geschlendert. Zur Stärkung gab’s eine Auswahl Tapas. Lecker, lecker. Einen Cappuccino nahmen wir später im Wiener Café. Etwas absurd ;-).

Wir sind noch am Nachmittag bis nach Sevilla gefahren. Dort sind wir ewig im Kreis gefahren, um den Carrefour zu finden, der anfangs groß ausgeschildert war. Andi hatte sich noch zu Hause verschiedene Optionen rausgesucht, damit wir in Spanien Internet haben. Bei Yoigo, die einen Shop im Carrefour haben, wollten wir dafür eine SIM-Karte kaufen. Es entwickelte sich ein sehr lustiges „Gespräch“, bei dem wir auf drei Sprachen und mit viel Zeigen versuchten, einander zu verstehen. Der Angestellte führte noch mehrere Telefonate, um den richtigen Tarif herauszufinden und um in Erfahrung zu bringen, wie er eine deutsche Anschrift in ein spanisches Formular bekommt. Letztlich hat er, glaub ich, das Formular unbefüllt gelassen und nur noch den Ausweis kopiert. Trotz der technischen und sprachlichen Schwierigkeiten, war er super freundlich und ich denke, wir hatten alle viel Spaß dabei. Vor allem auch, weil wir nachher Internet hatten!

Der vermutlich einzige Campingplatz zwischen Córdoba und Sevilla (der für Caravans ausgelegt war) war wieder nicht auffindbar. Weder die Straße noch die Koordinaten waren korrekt. Irgendwann fanden wir ihn dann doch und checkten ein (Camping Villsom, 21 €). Und der ältere Herr am Empfang sprach sogar Englisch! Es war Waschtag. Für 2x 3,50 € nutzten wir Waschmaschine und Trockner.