Irland Tag 13 und 14

Donnerstag, 03.06. (Tag 13)
An der Ostküste der Ards Halbinsel fuhren wir wieder Richtung Belfast. Auf einer der schmalen Straßen mussten wir ganz links ran fahren, um dem Gegenverkehr Platz zu machen. Ein Hund lag dort in der Einfahrt und sprang auf, als wir wieder anfahren wollten. Der hat uns doch tatsächlich vorne und hinten in den Kotflügel gebissen! Es waren zwar keine Schäden zu sehen, aber das war schon ein Erlebnis… wir sind doch kein Schaf!

Zurück in Belfast suchten wir zunächst mal die Touristeninfo. Die Informationen zur Black Taxi Tour überzeugten uns aber nicht, so dass wir uns für eine ganz normale Sightseeing Bustour entschieden. Direkt an einem der großen roten Busse kauften wir Tickets (21 Pfund) für eine Hop on – Hop off Tour, die uns neben allen anderen Sehenswürdigkeiten auch zur Shankill Road (protestantisch/pro britisch) und zur Falls Road (katholisch/pro irisch) bringen sollten. Das Hop on – Hop off war leider abgeschaltet (was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten), so dass wir alle Fotos aus dem fahrenden Bus machen mussten.

Dennoch war es sehr beeindruckend1. Ein Live-Kommentator erzählte uns Geschichten über die einzelnen Gegenden, durch die wir fuhren. Er zeigte uns die Wandbilder (Murals) und die großen Tore und riesigen Zäune (die Peace walls), die die ehemals verfeindeten Gruppen von einander trennen. Seit Beginn des Friedensprozesses wird die Lage wohl immer entspannter, dennoch werden die Tore am Abend und teilweise an den Wochenenden immer noch geschlossen. Hätte man früher als Fremder diese Viertel betreten, hätte man sein Leben in Gefahr gebracht. Heute seien Touristen willkommen und nicht nur der Kommentator freue sich über den fortschreitenden Friedensprozess. Die besten Beispiele dafür seien auch die großen Glasbauten, die zu Zeiten der Troubles keine Woche gestanden hätten. Es gibt wohl auch geführte Fußgänger-Touren, aber man warnte uns, dass die wohl durchaus auch schon mal 4 Stunden dauern könnten ;-).

Es war zwar sehr schade, dass wir nicht aussteigen konnten, aber dennoch hat es sich gelohnt. Jetzt konnten wir Belfast verlassen. Über Downpatrick, Strangford (das gegenüber von Portaferry liegt) und Ardglass fuhren wir auf der Scenic Route nach Newcastle, wo wir einen kurzen Spaziergang unternahmen. Kurz hinter Newry passierten wir wieder die Grenze, nur erkennbar daran, dass wieder „km/h“ auf den Geschwindigkeitsschildern steht.

In Carlingfort suchten wir uns unsere Unterkunft für die Nacht. Im Shalom B & B (70 Euro) wurden wir von einem der Söhne der Wirtin herzlich in Empfang genommen und bekamen ein sehr schönes, großes Zimmer. Ein Abendspaziergang durch den lauschigen Ort rundete den Tag ab.

Freitag, 04.06. (Tag 14)
Nach dem Frühstück mit traumhafter Aussicht, führten uns die Küstenstraße und später die Autobahn M1 zunächst nach Monasterboice (nördl. von Drogheda), einem Kloster aus dem 5. Jahrhundert. Ein Rundturm und zwei Kirchruinen sind noch zu sehen. Außerdem stehen dort zwei bemerkenswerte Hochkreuze: das Muiredach’s High Cross, wohl das schönste seiner Art, mit gut erhaltenen Darstellungen aus der Bibel. Und das 6,5 m hohe Westkreuz – eines der höchsten Irlands.

Wir warfen einen sehr kurzen Blick auf die Ruinen der Mellifont Abbey und fuhren dann zum Newgrange Besucherzentrum, dem Brú na Bóinne Interpretative Centre. Für 22 Euro buchten wir eine Bustour zu den Ganggräbern Newgrange und Knowth, die 3 Stunden dauern sollte. Mich hat das etwas abgeschreckt, aber es war gut, dass Andi das einfach gekauft hat – es lohnt sich nämlich absolut.

Mit der ersten Busladung wurden wir in Knowth ausgekippt. Wie ein Ufo liegt der riesige grüne Grabhügel in der Landschaft. In praller Sonne erzählte uns der Guide die Geschichte des Ortes und führte uns herum. Anschließend durften wir (entgegen der Angabe in unserem Reiseführer) das Innere der großen Anlage betreten. Auch diese Bauwerke wurden während der Steinzeit ohne Fugenmasse geschaffen und sind bis heute wasserdicht und intakt. Die langen, unterirdischen Gänge und das Wissen, was diese frühen (neolithischen) Baumeister gehabt haben müssen, haben mich sehr beeindruckt. Immerhin war das Rad noch nicht erfunden und Metallwerkzeuge gab es auch noch nicht. Rings um die Grabanlage sind riesige, teils behauene Findlinge aufgereiht.

Der Bus fuhr uns dann erst zurück zum Zentrum und ein weiterer brachte uns nach Newgrange. Das war noch beeindruckender. Wieder gab es eine Einführung in die Fakten und Vermutungen, was diese Anlage angeht. Dann durften wir auch hier ins Innere. Zur Wintersonnenwende treffen die Sonnenstrahlen den Gang und die Grabkammer durch ein Oberlicht über dem Eingang und erhellen so für ca. 15 Minuten das Innere. Allein von der Erzählung dieses Schauspiels (und der Simulation mit künstlichem Licht) bekam ich Gänsehaut. Wir nahmen im Anschluss an einer Verlosung teil, die einer kleinen Gruppe von Menschen erlaubt, an einem dieser Tage dabei zu sein.

Bevor wir uns in der Nähe des Dubliner Flughafens ein Hotel suchen wollten, wollten wir noch nach Kells. Das war aber nicht so einfach. Zum einen gab es eine Umleitung, zum anderen kam mir der Weg an sich schon endlos vor. Nachdem wir es endlich gefunden hatten, hatte ich kein Auge mehr für etwaige Perlen. Wir suchten was zu Essen, was sich wie so oft schwierig gestaltete. Entweder die Läden waren geschlossen, zu teuer oder das Essen war nicht nach unserem Geschmack. Wir fanden einen Inder – gerade so – denn das Schild war zwar gut lesbar, aber der Eingang blieb mir erst verborgen. Hatte ein bisschen was vom Tropfenden Kessel ;-). Im ersten Stock, in einem sehr schlichten, völlig überheizten Raum nahmen wir Platz. Das Essen war ok, der Preis war recht hoch und der Reis kostete extra, alles in allem wirklich kein Highlight.

Am Flughafen mussten wir wieder rumkurven und haben ihn, glaube ich, einmal fast umrundet, bevor wir ein ansprechendes Hotel fanden. Wir checkten im Carlton (120 Euro) ein. Es war ein schönes, recht komfortables Zimmer mit Fernseher, auf dem wir erstmal das ersehnte Rubgy-Spiel ansahen. Dann ging es ans Einpacken. Alles musste wieder in den Rücksäcken verschwinden.

  1. neben diversen anderen Gefühlseindrücken []

Mir ist ganz  emoticon zumute.

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