Archive for August, 2009

Island Tag 5 und 6

Montag, August 3rd, 2009

Tag 5: Erstes Ziel war das auf der anderen Fjordseite gelegene Akureyri, wo wir einen kleinen Stadtspaziergang unternahmen, um uns die alten Wellblechhäuser anzusehen, die auf jeden Fall hübscher aussehen als es sich anhört. Auch einen kleinen Rundgang durch den Botanischen Garten haben wir unternommen, wo trotz des rauen Klimas allerhand grünte und blühte.

Verlässt man Akureyri auf der 1 nach Osten, gelangt man zum Goðafoss, dem Wasserfall der Götter. Neben den vielen kleinen Wasserfällen, wirklich mal ein imposanteres Exemplar, bei dem ein Stopp mit kleinem Spaziergang lohnend ist. Oberhalb des Wasserfalls habe ich auch zum ersten Mal meine Füße ins (frei fließende ;-)) isländische Wasser gehalten, die nachher ganz mit schwarzem Lavasand bedeckt waren. Direkt am Parkplatz des Goðafoss‘ ist ein Restaurant, in dem wir später noch lokale Fischspezialitäten aßen. Wie schon beschrieben: übersichtlich, aber lecker.

Den Mývatn, wohl einer der schönsten Seen Islands, habe ich mit gemischten Gefühlen in Erinnerung. Mit den vielen kleinen Inseln und den schönen Vögeln und anderen Enten war es wirklich lauschig dort. Die Myriaden von Fliegmücken haben mich allerdings fast in den Wahnsinn getrieben, weshalb mývatig fortan die Beschreibung für mückenreiche Gegenden war. Hier wäre ein Moskitonetz wirklich hilfreich gewesen, denn ein Spaziergang dort, ausgestattet mit Fernglas, wäre sicher schön gewesen.

Von den Insekten in die Flucht geschlagen, ging’s erstmal zum Dimmuborgir, einem Lavagebiet mit bizarren Formen und Säulen. Es wird vermutet, dass hier die Oberfläche eines Lavasees abkühlte und erstarrte, der eigentliche See darunter aber durch Spalten abfloss. Durch den Einsturtz der Oberfläche kam es dann zu den Gebilden und Lavapfeilern, durch die man jetzt einen Spaziergang unternehmen kann.

Unser Spaziergang führte uns aber auf einen der größten Explosionskrater der Welt, den Hverfjall. Er ist ungefähr 2800 Jahre alt und 160 m hoch1. Es gibt Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und der Ausblick von oben und in den riesigen Krater hinein ist echt beeindruckend.

Ein wenig östlich des Mývatn sind wir zu zwei kleinen Grotten (Grjótagjá und Stóragjá) gefahren, deren unterirdischer Fluss früher einmal zum Baden genutzt wurde, was heute leider aufgrund der Temperatur und des Bakteriengehalts nicht mehr empfehlenswert ist. Ein Erlebnis war es allemale. In der einen schlägt einem schon am oberen Rand der Höhle feucht-warme Luft entgegen, in eine andere sind wir ein Stück hinab geklettert und konnten einen Blick auf den schönen unterirdischen „See“ werfen. Das wirkte irgendwie verzaubert mit dem aufsteigenden Dampf, der über die Wasseroberfläche waberte und den Reflektionen im Wasser. Nach einem klackernden und platschenden Geräusch musste ich feststellen, dass meine Sonnenbrille, die ich in Neuseeland gekauft hatte, ins Wasser gefallen war. So spült das Leben…

Uns spülte es weiter in die künstliche Lagune Mývatn Nature Baths (2000 ISK p. P.), wo wir in angenehm warmem, mineralhaltigem Wasser einen Weile entspannten. Das Wasser kommt aus 2500 m Tiefe und wird in einem Wärmetauscher von 130 °C runtergekühlt, bevor es in die Lagune gepumpt wird. Die Luft in diesen Gegenden mit hohen geothermischen Aktivitäten riecht nach faulen Eiern2, aber diese Landschaften sind sehr faszinierend und das Baden in der Lagune war herrlich.

Übernachtet haben wir die nächsten 2 Nächte in einem Edda Hotel, die zu einer großen Kette gehören und oft sehr an Jugendherberge erinnern.

Tag 6: Wir sind gleich früh nach Húsavík gefahren und dort auf Walbeobachtungstour gegangen (48 Euro p. P.). Endlich! Wo sich doch mein Traum in Neuseeland nicht erfüllt hatte. Mit einem hübschen Holzschiff ging’s raus auf’s Meer. Erst sahen wir ein paar der süßen Puffins (Papageitaucher), die in den Wellen Fische fingen. Und dann die erste Sichtung des s. g. Blas – das sichtbare Zeichen der ausgestoßenen Luft. Wir konnten ein paar Buckelwale und sogar einen Blauwal sehen. Das war wirklich, wirklich beeindruckend und so ziemlich das schönste, was ich je gesehen habe. Man kann zwar meist nicht mehr als ein kleines Stück des Rückens sehen und wenn man Glück hat die Fluke, bevor er abtaucht, aber das war so gigantisch! Der Blauwal ist ein kleines Stück parallel zum Boot geschwommen, bevor er wieder tief getaucht ist und wir zurück zum Hafen mussten. Das muss ich auf jeden Fall noch einmal machen!

Zurück in Húsavík sind wir ins Penis Museum (600 ISK p. P.) gegangen, in dem der Besitzer über 200 Exemplare von Tierpenissen und Phallussymbolen zusammengetragen hat. Der eines Homo sapiens fehlt allerdings noch – wenn also einer der männlichen Leser seinen gern stiften möchte… ;-). Eine lustige Ausstellung mit extrem großen und extrem kleinen Varianten.

Nach einem kurzen Stopp und Spaziergang zu den prähistorischen Muschelschichten nahe des Hofes Ytri-Tunga (an der 87) sind wir nach Ásbyrgi gefahren. Ásbyrgi ist eine von 100 m hohen Felswänden umgebene Schlucht, die durch s. g. katastrophale Fluten entstanden ist. Die Fluten entstehen bei Vulkanausbrüchen unterhalb der Gletscher. Innerhalb von Sekunden schmilzen unvorstellbare Mengen Eis und die gewaltigen Wassermassen brechen sich mit Fließgeschwindigkeiten von bis zu 200.000 m³/s ihren Weg durch die Landschaft. Durch die hufeisenförmige Schlucht gibt es mehrere Wanderwege, von denen wir einem gefolgt sind in der Hoffnung, die großen Raben zu sehen, die es dort geben soll. Raben fanden wir nicht, aber einen kleinen See mit Enten am Fuße der Steilwände. Lauschig ist es dort und in dem kleinen Wald mit dem dichten Unterholz und den moosbewachsenen Steinen ist es ganz still und friedlich3.

Um den Wasserfall Dettifoss zu sehen, sind wir erst auf der im Reiseführer angegebenen Straße 862 nach Süden gefahren, die aber gut 13 km vor dem Dettifoss zu einer F-Piste für Jeeps wurde und zusätzlich auch noch unpassierbar war. Laufen wollten wir die restliche Strecke nicht, weshalb wir den ganzen Weg bis hinter Ásbyrgi zurück gefahren sind und von dort die 864 genommen haben, die entgegen den Informationen im Reiseführer keine F-Piste ist, aber elendig holprig und endlos. Das war die schlimmste Strecke des Urlaubs, die durch ihre Länge und das Miniatur-Waschbrett-Profil zur Tortur wurde. Aber das war es wert! Erst warfen wir einen Blick auf die malerische Gegend um den Hafragilsfoss, der mit seinen mal felsigen, mal grünen Ufern im Tal vor uns lag, bevor wir endgültig den Dettifoss erreichten. Der felsige Weg, der uns bis an die Fallkante des mächtigen Wasserfalls brachte, bot eine tolle Aussicht über das Tal, das im schönsten Abendlicht leuchtete, so dass wir für alle Strapazen belohnt wurden.

  1. was anstrengender ist, als es sich anhört []
  2. das Leitungswasser schmeckt auch danach []
  3. es sei denn, doofe Touristenkinder pompfen gegen die Felsen und schreien rum :-S []

Island Tag 3 und 4

Sonntag, August 2nd, 2009

Tag 3: Da wir in Ólafsvík zwei Nächte bleiben sollten, sind wir an diesem Tag erst auf der 54 nach Osten gefahren, entlang an den Fjorden bis nach Stykkishólmur. Es ist ein niedlicher Ort mit hübschen alten Häusern und einem kleinen Leuchtturm auf der Klippe, von wo aus man einen guten Blick über den Ort und die vorgelagerten Inseln hat. Das Norska húsid (500 ISK p. P.) von 1832 haben wir besichtigt. Die Sammlung alter Gerätschaften und Waren des täglichen Bedarfs auf dem Dachboden hat mir fast besser gefallen als die originalgetreu wieder hergerichteten alten Zimmer im Rest des Hauses. Unter den vielen Dingen stand dort auch eine große Dose Quality Street, deren Verpackung mich als Kind völlig fasziniert hatte. Von dem Konfekt mochte ich nur die langen, in Goldpapier verpackten Teile, aber diese bunten Bonbon-Folien waren toll! :-D

Nach Stykkishólmur ging es nach kurzer Irrfahrt um den Álftafjördur auf der 56 wieder nach Süden, um Búðir zu erreichen, wo die angeblich meist fotografierte Kirche Islands steht. Die schwarze Kirche hebt sich gut gegen das sie umgebende Grün ab und liegt malerisch zwischen den Bergen und dem Fjord – da wollten wir dem allgemeinen Fotografierwahn natürlich in nichts nachstehen und schossen diverse Fotos von allen Seiten ;-).

Kurz hinter der Kirche auf der 574 nach Westen, die uns um den Vulkan Snæfellsjökull (1.446 m) herum führt, sahen wir von der Straße aus eine Felsschlucht und Andi meinte einen Wasserfall darin gesehen zu haben. Wir wanderten das kurze Stück dort hin und gelangten über die umspülten Steine auch ein Stück in die steil aufragende Schlucht. Das war schon ziemlich cool dort. Ein anderes Pärchen brachte dann auch den Beweis, dass man durchaus noch weiter über die Felsen klettern kann, denn sie sahen wir von weit hinten aus der schmalen Felsspalte zurück klettern. In dem vorderen Bereich lagen diverse Knochen und sogar Unterkiefer von Schafen, die wohl den Möven als Nahrung gedient hatten.

In Arnastapi sind wir auf einem kleinen Pfad an den Klippen entlang gewandert und hatten eine tolle Aussicht auf das Meer und die dort brütenden Seeschwalben und Möwen. Hin und wieder sieht man tiefe Löcher in den Felsen oder ausgespülte Torbögen, durch die das Wasser gegen die Klippen rauscht. Sehr beeindruckend, aber leider schwer zu fotografieren, wenn man an seiner Gesundheit hängt. Mit der Sicherung von Pfaden und Steilhängen haben es die Isländer auch nicht so. Die allermeisten Wege sind ungesichert und man muss schon selbst aufpassen, dass man sich selbst oder sein Auto auf dem richtigen Weg bewegt.

Tag 4: Diesmal ging es absichtlich auf der Küstenstraße 54 weiter nach Osten um den Álftafjördur bis ins Tal Haukadalur, wo wir über die Schotterstraße 586 den original-nachgebauten Hof Erik des Roten, Eiríkstaðir, besichtigt haben (800 ISK p. P.). Es ist ein Grassodenhaus, in dem die Lebensbedingungen der Wikinger anschaulich dargestellt sind. „Echte“ Wikinger erzählen die Geschichte von Erik und seinem Sohn Leif und es war heimelig, dort einen Moment zu sitzen und zu lauschen. Ich habe ja so meine Zweifel, ob Wikinger wirklich Gummiklogs trugen, aber es war lustig und mitreißend, die Geschichten zu hören. Eriks Sohn, Leif Eriksson, ist auch bei uns ziemlich bekannt und die alten Sagas tauchen im Verlauf einer Islandreise immer wieder auf.

Interessant finde ich auch die Namensgebung. Als Nachname wird der Namen des Vaters (manchmal auch der Mutter) genommen und um ein „son“ bei Jungen bzw. um die Endung „dóttir“ bei Mädchen ergänzt. Leifur Eiriksson ist also Eiriks Sohn, während Jóhanna Sigurðardóttir1 die Tochter von Sigurðar ist.

Als nächstes hielten wir an der Grassodenkirche von Viðimýri (400 ISK p. P.), die 1934 erbaut wurde. Auch ein Stück weiter, in Glaumbær, steht ein Grassodenhof. Die ältestens Gebäude hier sind noch aus dem 18. Jh. Diese kleinen Gebäude, die noch bis ins 19. Jahrhundert üblich waren, sind wirklich niedlich und faszinierend. Die Wände sind 2 m dick und je nach Wohlstand des Besitzers von innen mit Holz verkleidet. Bei weniger Reichtum, nun ja, konnte man sich schon mal die Radieschen Graswurzeln von unten angucken.

Übernachtet haben wir in Sveinbjarnagerdi, in einem stilvoll eingerichteten Hotel mit einem herrlichen Blick auf den Eyjafjörður und die Berge. Gegen Mitternacht konnten wir einen schönen Sonnenuntergang über dem See beobachten – dunkel wurde es deshalb aber nicht2 ;-). In dem Hotel hatten wir ausnahmsweise auch ein eigenes Bad und sogar WLAN war verfügbar!

  1. aktuelle isländische Politikerin []
  2. schon gar nicht so dunkel, wie es auf dem Foto aussieht! []

Island Tag 1 und 2

Samstag, August 1st, 2009

Wir sind nach zwei Wochen Island wieder zurück, … diese zwei Wochen gingen vom 11. bis 26.06. Das ist schon etwas her und ich brauchte wirklich lange, um alles zu Papier… zu Weblog zu bringen. Zum einen, weil mir das Schreiben zur Zeit echt schwer fällt, zum anderen, weil ich sehr selten auf die Karte geschaut habe, sondern nur gefahren bin, wo der weltbeste Navigator mich hin dirigiert hat. So musste ich den Urlaub erstmal für mich selbst Revue passieren lassen, bevor ich dann alles aufschreiben konnte. Nichtsdestotrotz lässt dieser Urlaub natürlich einen Reisebericht folgen. Es beginnt mit einer allgemeinen Einführung:

Wetter: durchwachsen, aber selten lange richtig schlecht. Der Ausspruch: „Wenn dir das Wetter in Island nicht gefällt, warte 10 Minuten“ traf meistens zu. Von sehr warm bis sehr kalt und windig oder regnerisch ist alles dabei. Richtig geschüttet hat es nur selten, aber kürzere Nieselregen gibt es regelmäßig.

Kleidungsempfehlung: robuste Outdoor-Klamotten, unbedingt festes Schuhwerk, das nach Möglichkeit auch wasserabweisend ist, Regenhose und Jacke, letztere auch winddicht, da es manchmal eisig umher weht. Es war zwar streckenweise auch sehr warm, eine kurze Hose hätte ich trotzdem nicht gebraucht – Hochkrempeln hat mir genügt. Was sich unbedingt empfiehlt, ist ein Moskitonetz für den Kopf, denn in manchen Gegenden gibt es so viele Viecher, das es nicht zum Aushalten war. Diese kleinen Fliegmücken stechen nicht, fliegen aber mit Vorliebe in alle Körperöffnungen und in die Augen, weshalb ein Spaziergang mit Vogelbeobachtung schon mal ausfallen kann, wenn man nicht präpariert ist.

Verkehr: Die Ringstraße 1, die an der Küste einmal um die Insel führt, ist fast komplett asphaltiert. Außerhalb von Ortschaften sind die anderen Straßen überwiegend Schotterpisten unterschiedlicher Beschaffenheit. Andere Verkehrsteilnehmer sind streckenweise rar. Es kam mir teilweise noch einsamer vor als in Neuseeland. Wir hatten einen kleinen Suzuki Swift mit Allradantrieb, der uns sicher wie ein Islandpony über die Pisten befördert hat. Aber Achtung: die Schotterpisten können, auch ohne, dass es geregnet hat, sehr rutschig sein und die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, die teilweise ausgeschildert war, halte ich mit so einem kleinen Auto für halsbrecherisch! Ein Jeep bringt durch sein Gewicht und die breiten Reifen sicherlich mehr Haftung auf diesen Straßen und gerät nicht so leicht ins Driften. Aber mit Umsicht und gelassener Fahrweise waren alle für normale PKW freigegebenen Strecken1 mit unserem kleinen Flitzer gut zu bewältigen.

Tankstellen gibt es regelmäßig, aber es empfiehlt sich eine Karte, in der diese eingezeichnet sind. Bevor man die Ringstraße verlässt, um abgelegenere Ziele zu erreichen, sollte man sicher gehen, dass man genug Sprit hat, um im Falle einer Sperrung oder Umleitung wegen unpassierbarer Pisten, denselben Weg im Zweifelsfall auch wieder zurückfahren zu können!

Das Tanken selbst funktioniert mittels Tankautomaten und teilweise nur mit Kreditkarte. An manchen Automaten auch ohne die Möglichkeit, die Sprache umzustellen. Die Kreditkarte wird eingeschoben und die PIN eingegeben, dann wählt man die Höhe des Betrages, für den man tanken möchte. Meist sind das freie Eingaben, hin und wieder aber auch voreingestellte Auswahlmöglichkeiten. Im Anschluss wird die Nummer der Tanksäule abgefragt; die Karte wird wieder heraus genommen und der Tankvorgang kann gestartet werden. Nach dem Tanken wird die Karte erneut kurz in den Automaten gesteckt, um die Quittung zu erhalten. Ich fand das höchst praktisch und frage mich, warum das nicht verbreiteter ist.

Wenn ein höherer Betrag eingegeben wurde als für das getankte Benzin getankt fällig wäre, ist das nicht tragisch. Es wird nur das abgebucht, was tatsächlich gekauft wurde. Da haben wir beim ersten Tanken einen Schreck bekommen, als wir 10.000 Kronen eingegeben hatten und der kleine Tank schon nach 5.000 Kronen voll war. Wem das nicht zusagt, kann oft auch einen Knopf am Automaten drücken und dann an der Kasse bezahlen.

Auf asphaltierten Straßen aushalb von Ortschaften ist die Höchstgeschwindigkeit meist 90 km/h und zumindest unser Reiseführer, Dumont – Island, warnte davor, diese zu überschreiten, weil es zu hohen Strafen kommen kann, die u. U. sofort zu zahlen sind. So hab ich mich meist (annähernd ;-)) an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten gehalten. Als Autofahrer muss man jederzeit mit Schafen auf der Fahrbahn rechnen, so dass sehr vorausschauendes Fahren und das Einhalten der Höchstgeschwindigkeiten aus meiner Sicht absolut empfehlenswert sind! Die kleinen Lämmer laufen quer über die Straße, wenn die Mama auf der anderen Seite grast und so ein alter Bock bleibt auch schon mal mitten drauf stehen und bewegt sicht nicht.

Andere sahen das nicht so eng und wir wurden oft schnell überholt, gerade auch auf den Schotterpisten, wo ich wegen fehlenden Grips eher langsam gefahren bin. Blinken scheint übrigens keinen hohen Stellenwert auf Island zu haben, so dass man nie sicher sein kann, wohin der Mitverkehrsteilnehmer wirklich fährt.

Unbedingt langsam fahren sollten man auch, wenn man Reiter an oder auf der Straße antrifft. So gelassen und treu diese Pferde sind, es sind immer noch Fluchttiere, die dazu neigen wegzulaufen, wenn sie sich erschrecken. Gerade die eingelassenen Metallgitter, die die Schafe am Weglaufen hindern sollen, machen viel Lärm. Auch hochgeschleuderte Steine können die Pferde treffen und erschrecken. Gleiches gilt natürlich auch bei Radfahrern, nur dass die Räder nicht buckeln, wenn ein Stein sie trifft ;-).

Essen: Wir waren ein paar mal „richtig“ Essen – Dinge, die nicht in die Kategorie Fast Food fallen ;-). Es war ausnahmslos lecker und preislich noch ok. Die Portionen waren allerdings recht übersichtlich, was auch daran lag, dass Beilagen offenbar nicht unbedingt zu isländischen Gerichten dazu gehören. Trotzdem bin ich irgendwie satt geworden. Man isst ja sonst eh immer mehr als nötig wäre.

Etwas verwirrend fand ich, dass Restaurants oberhalb des Fast Food-Standards den Eindruck erwecken, man sei in einem Nobel-Restaurant, dies aber auch nur streckenweise. Es ist so eine komische Mischung aus dem Versuch gehobenes Ambiente und perfekten Service zu bieten, gepaart mit Plastikbestuhlung und Massenabfertigung von Busladungen. Das ist schwer zu beschreiben. Zum einen sind da die kleinen Portionen, perfekt gekleidete, freundliche und aufmerksame Servicekräfte, teilweise wird einem auch ein Tisch zugewiesen und es gibt diese kleinen Teller und Messer für Brot mit Butter vorweg. Dann bekommt man aber die Rechnung auf einem handgeschriebenen Post-it, die Kellner spielen hinterm Tresen Karten oder es dauert ewig bis die Teller (auch mal schweigend) abgeräumt werden. Das alles tut dem ganzen aber keinen Abbruch, es ist nur eben etwas irritierend. Zumal es kein Zwischending zwischen Tankstellen-Fast Food und dieser Kategorie zu geben scheint.

Überhaupt ein Café oder Restaurant zu finden, gestaltete sich schon hin und wieder schwierig, weil sie einerseits eh rar gesät und andererseits schlecht ausgeschildert sind. Dass sie geöffnet sind, wenn man morgens irgendwo seinen 2. Kaffee trinken möchte, ist auch nicht gesagt.

Landschaft: Island liegt sowohl auf der eurasischen als auch auf der amerikanischen Kontinentalplatte, welche sich langsam voneinander entfernen. Das sorgt dafür, dass sich Island weiter ausdehnt, da an der Riftzone, die sich von Nordosten nach Südwesten erstreckt, immer wieder Lava an die Oberfläche kommt. Das Land ist geformt von Vulkanen, von denen noch rund 130 aktiv sind, und dementsprechend schroff ist die Landschaft. Unwirkliche (und unwirtliche) Mondlandschaften wechseln sich ab mit grünen Wiesen und großen Aschewüsten. Das Hochland im Inneren der Insel ist bedeckt mit Gletschern, wo auch die größen Vulkane zu finden sind. Wälder gibt es so gut wie gar nicht, hin und wieder mal ein paar Bäumchen und auch mal eine kleine Ansammlung von Bäumen, aber ausgedehnte Waldgebiete gibt es nur in der Gegend um Egilsstaðir an der Ostküste. Dementsprechend wirkten die „Tisch-Baum“-Schilder, die auf einen Rastplatz hinwiesen, in einer Gegend komplett ohne Bäume irgendwie absurd und sorgten damit bei mir regelmäßig für Heiterkeit. Wiederaufforstungsprogramme sollen dem aber entgegenwirken – also dem Baummangel, nicht der Heiterkeit!

Sprache: Die verwirrende Kombination von lateinischen Buchstaben (mit und ohne Akzent) mit isländischen Buchstaben wie ð, æ und Þ (alle klein geschrieben) ist eigentlich nicht so schlimm wie es aussieht. Wir haben relativ schnell eine eigene Aussprache entwickelt und z. B. das ð, was mehr wie ein weiches englisches „th“ gesprochen wird, als „d“ gesprochen. Selbst wenn man die Wörter der Lautschrift gemäß ausspricht, würde ich es nie wieder erkennen, wenn ein Isländer dasselbe Wort sagt. Das klingt doch komplett anders. Beim Þ ist es einfacher – das wird auch wie das englische „th“ gesprochen, bloß schärfer. Alles halb so wild. Im Zweifelsfall erfinde ich Wörter, die so ähnlich klingen.

Reiseorganisation: Wir haben bei Katla Travel eine der Mietwagenrundreisen gebucht, so dass wir uns wegen der Unterkünfte, des Fluges und der groben Route keinen Kopf mehr machen brauchten. Skeptisch war ich anfangs, weil es Unterkünfte mit privatem Badzimmer nur gegen Aufpreis gegeben hätte. Im Nachhinein war es aber wirklich ok und die Sanitäranlagen waren in der Regel in einem annehmbaren Zustand. Für die Duschen hatte ich mir allerdings noch Flip Flops gekauft, mit dem Rest konnte ich leben. Über die Unterkünfte im Einzelnen verfasse ich vielleicht ganz sicher zum Schluss noch einen separaten Artikel – der ist jetzt online ;-).

Nach der vollständigen Bezahlung der Reise erhielten wir diverse Unterlagen von Katla Travel. U. a. einen Straßen- und Reiseführer, Gutscheine für Touristen-Attraktionen vor Ort sowie eine DVD, wie man in Island sicher Auto fährt. Es wäre auch ein Buchgutschein für unseren Reiseführer dabei gewesen, aber den hatten wir bereits lange im Vorfeld gekauft.

Reiseroute:
Tag 1: Wir sind ab Berlin-Schönefeld um 22:30 Uhr MEZ geflogen und nach ungefähr 3 Stunden 20 Minuten um 23:55 Uhr Ortszeit am Keflavík Airport geladet. Faszinierend war, dass es mitten in der Nacht noch hell ist, als sei die Sonne gerade erst untergegangen. Nach der Übernahme unseres Autos und der Übernachtungsgutscheine direkt am Flughafen, ging es zur Unterkunft nach Reykjavík. Im Guesthouse Bina (rund 50 km vom Flughafen entfernt) empfing uns die nette Wirtin im Morgenmantel, die wir vom Flughafen aus schon einmal wecken mussten, weil genau der Gutschein für die erste Übernachtung fehlte. Sie sagte aber, wir sollten erstmal kommen und morgen früh würden wir dann mit der Reisegesellschaft alles klären. Das wäre nicht das erste Mal gewesen, dass die Gutscheine fehlten, erzählte sie uns.

Tag 2: Nach einem gemütlichen Frühstück in der Küche der Wirtin und einem kleinen Plausch mit ihr, konnten wir die Reiseagentur anrufen, die unserer Wirtin den fehlenden Gutschein nachreichen wollte. Dann ging es endlich richtig los. Auf der Ringstraße 1 sind wir über Mosfellsbær nach Norden und entlang des Walfjords (Hvalfjörður) bis zum Abzweig zum Glymur, des mit 196 m höchsten Wasserfalls Islands, gefahren. Diese Abfahrt von der Straße 47 war schwer zu finden, weil das kleine Schild am Straßenrand nur von der Gegenfahrbahn gut zu lesen war. Überhaupt sind Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder Attraktionen oft nicht idiotentouristensicher beschildert, so dass man einfach sein Glück versuchen muss, um rauszufinden, wo es lang geht oder wo etwas zu finden ist.

Wir fanden aber letztlich den Parkplatz und machten uns auf den Weg, den Glymur zu sehen. In unseren Reistipps war die Tour mit 2-3 Stunden veranschlagt und als „leicht“ gekennzeichnet. 3 Stunden mochte ja hinkommen, aber es ging auf schmalen Pfaden steil den Berg rauf und runter, so dass leicht nicht das Wort ist, das ich wählen würde. Aber es lohnt sich auf jeden Fall. Festes Schuhwerk und ein klein wenig Abenteuerlust sind hier aber vonnöten! Außerdem etwas zu Trinken, ein Fernglas und eine Kamera mit Zoom, denn der Glymur ist immer noch ein gutes Stück entfernt, wenn man oben angekommen ist. Wir haben den Fluss im Tal über einen Baumstamm mit gespanntem Drahtseil überquert und sind dann den Berg rauf gestiegen. Möglicherweise gibt es ja noch einen anderen Weg, aber wir sind auch dort immer wieder Gelb markierten Steinen gefolgt, die den Pfad markieren sollten. Der Wasserfall stürzt durch eine Schlucht in die Tiefe, deren Felswände von vielen Möven bewohnt werden. Der Blick war wirklich alle Mühe wert.

Ein paar Kilometer weiter auf der 47, die um den Fjord führt, steht in Saurbær2 eine hübsche kleine Kirche direkt am Wasser. Kirchen gibt es übrigens, genau wie Wasserfälle, alle paar Kilometer. Wo drei Häuschen auf einem Haufen stehen, steht meist auch eine Kirche. In größeren Orten fallen diese auch schon mal durch ihre ungewöhnliche Architektur auf.

Kurz hinter Borganes erreichten wir auf der Straße 54 drei Vulkankrater, von denen wir den Grábrók bestiegen. Man hat einen guten Blick über die Landschaft, die anderen Krater und die Überbleibsel früherer Gebäude am Fuße des Kraters. Und wann hat man schon mal Gelegenheit so leicht einen (als „weniger aktiv“ eingestuften) Vulkan zu erklimmen?

Den Krater des erloschenen Vulkans Eldborg besuchten wir im Anschluss nicht mehr, sondern begnügten uns mit einem Foto von der Straße aus. Stattdessen machten wir einen Abstecher zu den Basaltsäulen von Gerðuberg. Leider lag die lange Felswand schon halb im Schatten, aber es war trotzdem ein netter Anblick. So eine Komposition von Basaltsäulen würde sich sicher gut machen im Wohnzimmer ;-).

Nördlich der Straße 54 spazierten wir zu einem kleinen Wasserfall, der von einer natürlichen Mineralquelle (Rauðamelsölkelda) gespeist wurde. Das lecker Quellwasser füllte promt einer unserer Wasserflaschen, so dass wir es noch während der Weiterfahrt genießen konnten.

Unsere Unterkunft an diesem Tag lag auf der Halbinsel Snæfellsnes in Ólafsvík. Treffender Weise hieß das Hotel Ólafsvík Hotel, das machte aber von außen mehr her als von innen. Das kleine Zimmer unter der schlecht verputzten Dachschräge war das unansehnlichste des Urlaubs, aber es war sauber und wir hatten aus dem kleinen Fenster einen schönen Blick auf einen Wasserfall. Wir wanderten noch eine Runde durch den kleinen Ort, sahen den Fischern beim Entladen eines Kutters zu und genossen die Abendsonne auf der Hafenbegrenzung.

  1. nur für Jeeps zugelassene Pisten sind mit einem F gekennzeichnet []
  2. einer der Ortsnamen, die häufiger auftauchen []