Island Tag 5 und 6

Tag 5: Erstes Ziel war das auf der anderen Fjordseite gelegene Akureyri, wo wir einen kleinen Stadtspaziergang unternahmen, um uns die alten Wellblechhäuser anzusehen, die auf jeden Fall hübscher aussehen als es sich anhört. Auch einen kleinen Rundgang durch den Botanischen Garten haben wir unternommen, wo trotz des rauen Klimas allerhand grünte und blühte.

Verlässt man Akureyri auf der 1 nach Osten, gelangt man zum Goðafoss, dem Wasserfall der Götter. Neben den vielen kleinen Wasserfällen, wirklich mal ein imposanteres Exemplar, bei dem ein Stopp mit kleinem Spaziergang lohnend ist. Oberhalb des Wasserfalls habe ich auch zum ersten Mal meine Füße ins (frei fließende ;-)) isländische Wasser gehalten, die nachher ganz mit schwarzem Lavasand bedeckt waren. Direkt am Parkplatz des Goðafoss‘ ist ein Restaurant, in dem wir später noch lokale Fischspezialitäten aßen. Wie schon beschrieben: übersichtlich, aber lecker.

Den Mývatn, wohl einer der schönsten Seen Islands, habe ich mit gemischten Gefühlen in Erinnerung. Mit den vielen kleinen Inseln und den schönen Vögeln und anderen Enten war es wirklich lauschig dort. Die Myriaden von Fliegmücken haben mich allerdings fast in den Wahnsinn getrieben, weshalb mývatig fortan die Beschreibung für mückenreiche Gegenden war. Hier wäre ein Moskitonetz wirklich hilfreich gewesen, denn ein Spaziergang dort, ausgestattet mit Fernglas, wäre sicher schön gewesen.

Von den Insekten in die Flucht geschlagen, ging’s erstmal zum Dimmuborgir, einem Lavagebiet mit bizarren Formen und Säulen. Es wird vermutet, dass hier die Oberfläche eines Lavasees abkühlte und erstarrte, der eigentliche See darunter aber durch Spalten abfloss. Durch den Einsturtz der Oberfläche kam es dann zu den Gebilden und Lavapfeilern, durch die man jetzt einen Spaziergang unternehmen kann.

Unser Spaziergang führte uns aber auf einen der größten Explosionskrater der Welt, den Hverfjall. Er ist ungefähr 2800 Jahre alt und 160 m hoch1. Es gibt Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und der Ausblick von oben und in den riesigen Krater hinein ist echt beeindruckend.

Ein wenig östlich des Mývatn sind wir zu zwei kleinen Grotten (Grjótagjá und Stóragjá) gefahren, deren unterirdischer Fluss früher einmal zum Baden genutzt wurde, was heute leider aufgrund der Temperatur und des Bakteriengehalts nicht mehr empfehlenswert ist. Ein Erlebnis war es allemale. In der einen schlägt einem schon am oberen Rand der Höhle feucht-warme Luft entgegen, in eine andere sind wir ein Stück hinab geklettert und konnten einen Blick auf den schönen unterirdischen „See“ werfen. Das wirkte irgendwie verzaubert mit dem aufsteigenden Dampf, der über die Wasseroberfläche waberte und den Reflektionen im Wasser. Nach einem klackernden und platschenden Geräusch musste ich feststellen, dass meine Sonnenbrille, die ich in Neuseeland gekauft hatte, ins Wasser gefallen war. So spült das Leben…

Uns spülte es weiter in die künstliche Lagune Mývatn Nature Baths (2000 ISK p. P.), wo wir in angenehm warmem, mineralhaltigem Wasser einen Weile entspannten. Das Wasser kommt aus 2500 m Tiefe und wird in einem Wärmetauscher von 130 °C runtergekühlt, bevor es in die Lagune gepumpt wird. Die Luft in diesen Gegenden mit hohen geothermischen Aktivitäten riecht nach faulen Eiern2, aber diese Landschaften sind sehr faszinierend und das Baden in der Lagune war herrlich.

Übernachtet haben wir die nächsten 2 Nächte in einem Edda Hotel, die zu einer großen Kette gehören und oft sehr an Jugendherberge erinnern.

Tag 6: Wir sind gleich früh nach Húsavík gefahren und dort auf Walbeobachtungstour gegangen (48 Euro p. P.). Endlich! Wo sich doch mein Traum in Neuseeland nicht erfüllt hatte. Mit einem hübschen Holzschiff ging’s raus auf’s Meer. Erst sahen wir ein paar der süßen Puffins (Papageitaucher), die in den Wellen Fische fingen. Und dann die erste Sichtung des s. g. Blas – das sichtbare Zeichen der ausgestoßenen Luft. Wir konnten ein paar Buckelwale und sogar einen Blauwal sehen. Das war wirklich, wirklich beeindruckend und so ziemlich das schönste, was ich je gesehen habe. Man kann zwar meist nicht mehr als ein kleines Stück des Rückens sehen und wenn man Glück hat die Fluke, bevor er abtaucht, aber das war so gigantisch! Der Blauwal ist ein kleines Stück parallel zum Boot geschwommen, bevor er wieder tief getaucht ist und wir zurück zum Hafen mussten. Das muss ich auf jeden Fall noch einmal machen!

Zurück in Húsavík sind wir ins Penis Museum (600 ISK p. P.) gegangen, in dem der Besitzer über 200 Exemplare von Tierpenissen und Phallussymbolen zusammengetragen hat. Der eines Homo sapiens fehlt allerdings noch – wenn also einer der männlichen Leser seinen gern stiften möchte… ;-). Eine lustige Ausstellung mit extrem großen und extrem kleinen Varianten.

Nach einem kurzen Stopp und Spaziergang zu den prähistorischen Muschelschichten nahe des Hofes Ytri-Tunga (an der 87) sind wir nach Ásbyrgi gefahren. Ásbyrgi ist eine von 100 m hohen Felswänden umgebene Schlucht, die durch s. g. katastrophale Fluten entstanden ist. Die Fluten entstehen bei Vulkanausbrüchen unterhalb der Gletscher. Innerhalb von Sekunden schmilzen unvorstellbare Mengen Eis und die gewaltigen Wassermassen brechen sich mit Fließgeschwindigkeiten von bis zu 200.000 m³/s ihren Weg durch die Landschaft. Durch die hufeisenförmige Schlucht gibt es mehrere Wanderwege, von denen wir einem gefolgt sind in der Hoffnung, die großen Raben zu sehen, die es dort geben soll. Raben fanden wir nicht, aber einen kleinen See mit Enten am Fuße der Steilwände. Lauschig ist es dort und in dem kleinen Wald mit dem dichten Unterholz und den moosbewachsenen Steinen ist es ganz still und friedlich3.

Um den Wasserfall Dettifoss zu sehen, sind wir erst auf der im Reiseführer angegebenen Straße 862 nach Süden gefahren, die aber gut 13 km vor dem Dettifoss zu einer F-Piste für Jeeps wurde und zusätzlich auch noch unpassierbar war. Laufen wollten wir die restliche Strecke nicht, weshalb wir den ganzen Weg bis hinter Ásbyrgi zurück gefahren sind und von dort die 864 genommen haben, die entgegen den Informationen im Reiseführer keine F-Piste ist, aber elendig holprig und endlos. Das war die schlimmste Strecke des Urlaubs, die durch ihre Länge und das Miniatur-Waschbrett-Profil zur Tortur wurde. Aber das war es wert! Erst warfen wir einen Blick auf die malerische Gegend um den Hafragilsfoss, der mit seinen mal felsigen, mal grünen Ufern im Tal vor uns lag, bevor wir endgültig den Dettifoss erreichten. Der felsige Weg, der uns bis an die Fallkante des mächtigen Wasserfalls brachte, bot eine tolle Aussicht über das Tal, das im schönsten Abendlicht leuchtete, so dass wir für alle Strapazen belohnt wurden.

  1. was anstrengender ist, als es sich anhört []
  2. das Leitungswasser schmeckt auch danach []
  3. es sei denn, doofe Touristenkinder pompfen gegen die Felsen und schreien rum :-S []

Ein Kommentar to “Island Tag 5 und 6”

  1. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Unterkünfte der Islandreise schreibt:

    […] und Müsli verfeinern konnte. – An der 1 bei Stórutjarnir am See nahe Godafoss — Island Tag 5 und 6 — Edda Stórutjarnir Hotel Edda Stórutjarnir […]

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