Neuseeland II
Fortsetzung von Neuseeland I:
Dunedin, eine der größeren Städte, bietet ebenfalls einige gut erhaltene Gebäude aus der Zeit des Goldrausches. Auch der Bahnhof und der Gerichtshof gegenüber sind sehr schön. Wir unternahmen einen kleinen Stadtbummel, währenddessen ein riesiger Burger (von Velvet Burger) den Weg in unseren Bauch fand und ich mir endlich eine Sonnenbrille kaufte, was ich eigentlich schon zu Hause erledigt haben wollte. Östlich von Dunedin machten wir einen Abstecher auf die Otago Peninsula, deren Spitze, die Royal Albatross Colony, man auf einer schmalen Straße erreicht, die sich in seichten Kurven zwischen Bergen und Hafenbecken entlang windet. Wirklich schön zu fahren, mit schöner Aussicht. Leider – wie zuvor auch schon – kamen wir zur falschen Zeit oben bei der Kolonie an. Die letzte Führung zu den Albatrossen war gerade vorbei und so konnten wir nur noch einen Blick aus der Ferne auf die einfliegenden Riesenvögel erhaschen. Aber selbst auf die Distanz waren sie aufgrund ihrer beeindruckende Größe gut zu erkennen.
Bis Balclutha folgten wir der 1 nach Süden, verließen den Highway dort und besuchten Nugget Point, wo wir endlich die ersten Seelöwen sahen. Von einem kleinen Pfad zu einem Leuchtturm auf der Spitze der Klippen, konnten wir tief unten auf den Felsen die wie Nacktschnecken aussehenden Tiere erkennen. Wohl dem, der ein Fernglas oder eine Camera mit entsprechend großem Zoom hat. Wir hatten zu dem Zeitpunkt nur die Camera1 ;-). Weiter ging’s auf der „Tour of the Catlins“ zu Jacks Blowhole, einem 60 m tiefen Loch in der Mitte einer Felsklippe. Bei Flut (hrhr) spritzt das eindringende Meerwasser mit viel Getöse an den steilen Klippen hoch. 200 m muss das Wasser dafür noch zwischen Küste und Jacks Blowhole zurücklegen. Aber auch ohne Flut war es ein absolut lohnender Spaziergang! Den Hinweg haben wir mit einigen Schwierigkeiten über eine Schafweide gefunden; der neu angelegte (Rück-)Weg führte uns aber mitten durch einen fantastischen Feenwald von unbeschreiblichem Flair. Auch der Urwald um Jacks Blowhole herum war sagenhaft.
Teile des wenigen noch verbliebenen Regenwalds des Landes sollten wir auch bei unserer nächsten Station sehen. Es ging zu den Purakaunui Falls, einem 20 m hohen, über mehrere Terrassen rauschenden Wasserfall. Der kleine Pfad zu dem Wasserfall führte uns durch einen sagenhaft ursprünglichen Wald (so stell ich mir zumindest ursprünglichen Wald vor). Ich kannte Farn, dieses Boden bedeckende grüne Gewächs – Farnbäume hatte ich noch nicht gesehen! Das Gefühl, dort mitten zwischen diesen riesigen Bäumen, den Farnen und kleinen Moosen zu stehen und nichts zu hören oder zu riechen außer Natur, war Wahnsinn. Es war feucht und Tropfen fielen von den Bäumen (schließlich hat es genieselt ;-)), aber es war nicht schwül, wie es vermutlich am Amazonas wäre.
Den McLean Wasserfall besuchten wir im Anschluss. Auch hier führte ein lauschiger Fußweg durch den Urwald zum Ziel. Das Wetter war insgesamt gut. Wir hatten viel Sonne, mit hohen Temperaturen, etwas Regen und einen Sturm. Aber es goss nicht aus Eimern und die Temperaturen waren tagsüber meist recht angenehm. Nachts fielen die Temperaturen allerdings teilweise um gefühlte 10-12 °, so dass wir manche Nächte mit Pulli und Socken schliefen. Apropos Kleidung: So eine Hose, die zu Anfang des Urlaubs auf mysteriöse Weise dreckig geworden ist, wird innerhalb von 2 Wochen wieder von alleine sauber – zumindest optisch! :-D
Auf der Hauptstraße und später weiter auf nicht asphaltierten Wegen ging es zum südlichsten Punkt der Südinsel. Auf den Klippen oberhalb der Porpoise Bay machten wir einen kurzen Halt, um den Delphinen, die dort wohnen, die Gelegenheit zu geben, mal ihre Rückenflosse zu zeigen. Taten sie aber nicht. In der Curio Bay, die nur ein kleines Stück entfernt liegt, warfen wir einen Blick auf versteinerte Bäume in der felsigen Bucht. Das war schon faszinierend, konnte man doch die Baumstümpfe und -stämme gut erkennen. Noch faszinierender war allerdings der einzelne Pinguin, der da an Land getappelt kam. Es war einer der seltenen Yellow-eyed Penguins und wir haben uns riesig gefreut.
Nach kurzer Fahrt und nach einem kleinen Spaziergang erreichten wir den Most Southern Point of the South Island. Nichts Spektakuläres und doch irgendwie schön, vor allem weil der nahende Sonnenuntergang den Ort in schummrig-hell-rotes Licht tauchte. Ein Schild ist aufgestellt, das besagt, dass es zum Südpol 4803 km sind, während es zum Äquator immerhin noch 5140 km sind. Natürlich haben wir ein Foto geschossen und uns dann wieder auf den Weg gemacht. Über Invergargill sind wir auf den State Highways 6 und 96 nach Te Anau gefahren, wo wir für den nächsten Tag eine Bootstour zu den Glühwürmchen Höhlen buchten.
Relativ kurz entschlossen2 sind wir doch noch zum Milford Sound gefahren, den wir ursprünglich auslassen wollten. Einen Stopp haben wir bei den Mirror Lakes eingelegt. In den kleinen Seen spiegeln sich bei klarem, windstillen Wetter (und wenn keine Entenküken umher schwimmen ;-)) die umliegenden Berge. Ein Weitwinkelobjektiv kann hier nicht schaden, aber auch ohne ist es ein schöner Anblick.
Für einen Cache haben wir an einem Rastplatz namens Deer Flat gehalten, den ich auch den Nicht-Cachern sehr empfehlen kann. Es ist ein weitläufiges Gelände, direkt an einem Fluss gelegen, auf dem in der Mitte ein markanter, Baum bestandener Hügel liegt. Wirklich lauschig. Sofort stand fest, dass das unser Platz für die Nacht ist, sollten wir am Milford Sound nicht bleiben.
Die ersten frei lebenden Keas, große, sehr intelligente Papageien, sahen wir als wir vor einem Tunnel warten mussten. Es ist sehr anzuraten, die neugierigen Tiere vom Auto zu vertreiben. Einem parkenden PKW pulten sie kurzer Hand die Dichtungsgummis aus den Türen. Aber Andi hat unseren Camper heldenhaft mit einem Handtuch verteidigt. Leider ist es mir nicht gelungen, eines der Tiere im Flug zu fotografieren – dann ist das grell orange-farbene Gefieder der sonst schlicht grün-braunen Vögel gut zu sehen.
Der Milford Sound ist wirklich malerisch und auf jeden Fall einen Besuch wert. Auch wenn wir mal wieder zu spät waren, um eine Bootstour zu machen, konnten wir doch den Wasserfall sehen und hatten einen tollen Blick auf den abendlichen Fjord. Da die Gebäude schon geschlossen waren und wir am nächsten Tag um 14 Uhr zur Te Ana-au Cave fahren wollten, machten wir uns auf den Rückweg. Wie geplant übernachteten wir auf Deer Flat, einer Art freiem Campingplatz. Wer dort campen will, nimmt sich einen Zettel und ein Tütchen aus einer Box, füllt die Karte aus und legt die Gebühr (ca. 10 NZD) mit der Karte in das Tütchen. Dann wirft man es in eine verschlossene Box. Sehr praktisch. So standen wir wieder mal an einem rauschenden3 Gewässer, in das ich am nächsten Morgen meine Füße gehalten habe.
Zurück in Te Anau sind wir nach einer kurzen Shopping- und Essenstour mit einem großen Katamaran über den See zur der Glühwürmchen-Höhle gefahren. An einem kleinen Informationscenter angekommen, ging es zu Fuß weiter durch ein Höhlenlabyrinth. Ein kleiner Teil des 6,7 km langen Kalksteinlabyrinths ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Leider war dort Fotografieren verboten, so dass es keinen Beleg für die Sehenswürdigkeit des Ortes gibt ;-). Vorbei an wild tosenden Wasserstrudeln und durch enge Felsnischen wurden wir zu einem kleinen Staudamm geführt, wo wir in Boote stiegen. In völliger (ich meine wirklich absoluter) Finsternis zogen uns die Guides an gespannten Seilen über den unterirdischen See bis in die eigentliche Glühwürmchen-Höhle. Und dort konnte man an den Wänden und der Decke winzige blaue LEDs leuchten sehen. Ein tolles Erlebnis! Es handelt sich dabei um die Larven der Pilzmücke, die mit dem Leuchten Futter anlocken, das sich dann in aufgehängten Klebefäden verfängt. Im Gegensatz zu den mir zuvor bekannten Leuchtkäfern können sie also nicht fliegen.
Von Te Anau sind wir den ganzen Weg auf der 94 zurück gefahren, um auf der 6 Richtung Norden nach Queenstown zu gelangen. Da in unserem fabelhaften Straßenatlas auch LOTR-Set-Locations verzeichnet sind, machten wir uns auf die Suche nach einer von bestimmt sechs rund um Queenstown. Bei Kelvin Heights kurvten wir eine Weile rum, aber da es keine genauen Informationen gab, wo wir nach was genau suchen sollten, brachen wir das ab. Außerdem sieht es sowieso überall aus wie in den Filmen und an manchen Stellen erwartet man förmlich die Warg-Reiter auf der Hügelkuppe auftauchen zu sehen. Die nächste Suche war die nach einem Platz für die Nacht, was sich erstmalig wirklich schwierig gestaltete, weil wild campen an vielen Stellen verboten war. Letztlich stellten wir uns auf einen etwas abgelegeneren Parkplatz nahe Queenstown Gardens.
Wir besuchten den Kiwi und Birdlife Park, eine Aufzuchtstation für die bedrohten Vögel des Landes, wo wir die ersten Kiwis in einem Nachthaus zu Gesicht bekamen. Es sind wirklich seltsame, putzige Tiere, die eigentlich hauptsächlich aus Hintern bestehen. Ein Hintern auf zwei Beinen mit einem langen Schnabel – ein Arschvogel :-D. Aber niedlich sind sie. Und gefährdet.
Ursprünglich gab es wohl in Neuseeland keine größeren Säugetiere – sie wurden von Einwanderern mitgebracht und haben das Ökosystem teilweise empfindlich gestört. Das Fehlen von natürlichen Feinden führte dazu, dass Vögel wie das Weka oder der Kiwi das Fliegen ganz aufgaben und nun (wie bei letzterem) einem Säugetier ähnlicher sind als einem Vogel. Das Gefieder des Kiwis ist fellähnlich, seine Temperatur liegt 4 Grad unter der von Vögeln und er hat sogar Schnurrhaare ausgebildet.
Ihre Flugunfähigkeit wurde ihnen mit dem Auftauchen der tierischen Jäger, wie Ratten, Possums oder Frettchen, zum Verhängnis und die Bekämpfung dieser Bioinvasoren4 bzw. der Schutz der seltenen Tiere ist eine große Herausforderung. Die Possums allerdings versuchen sich schon selbst zu dezimieren, in dem sie sich regelmäßig von Autos überfahren lassen. Nie habe ich so viele platte Tiere auf den Straßen gesehen wie dort. Alle paar hundert Meter liegt irgendwas auf dem Asphalt. Ein lebendes (O-)Possum haben wir den ganzen Urlaub nicht gesehen. Selbst die Vögel scheinen so viel Glück in einem so traumhaften Land nicht auszuhalten und fliegen halsbrecherisch vor den Autos umher.
Von den Vögeln zu den Fischen. Im Hafen von Queenstown gibt es ein kleines Häuschen, die Underwater World. Eingelassen in das Hafenbecken kann man die Tiere unter Wasser beobachten, die dort so rumschwimmen. Enten, Aale und andere Fische. Auch wenn es dort keine Haie, Rochen oder ähnlich spektakuläres Gefisch gibt, war es doch zauberhaft und ich hätte dort Stunden sitzen können.
Wo ich gerade bei Tieren bin – neben der Schafzucht werden auch Rinder und Rotwild in großen Herden auf eingezäunten Weiden gehalten, sogar Lamas haben wir des öfteren gesehen. Das Rotwild stellt in freier Natur ebenfalls ein Problem dar, weil es die in den wenigen verbliebenen Wäldern5 große Schäden anrichtet.
Ab Queenstown sind wir auf einer der kleineren Hauptstraßen nach Wanaka gefahren und von dort auf der 6 bis zu den Thunder Creek Falls. Der Wasserfall stürzt aus einer Felsspalte 30 m in die Tiefe und rauscht dann in einem felsigen Flussbett davon. Haast war unser nächstes Ziel, wo wir mal wieder einen Campingplatz aufgesucht haben. Alle 2, 3 Tage haben wir Campgrounds angesteuert, um die Batterien zu laden und Wasser aufzufüllen6.
Weiter geht’s mit Neuseeland III!
- Ein Fernglas hab ich von Andi zum Geburtstag bekommen! :-D [↩]
- zu den anvisierten Zielen auf der Nordinsel würden wir es in den verbleibenden Tagen eh nicht schaffen [↩]
- und arschkalten [↩]
- die Neuseeländer nennen sie pests [↩]
- im Verhältnis zur ursprünglichen Fläche vor der Besiedelung durch den Menschen [↩]
- und natürlich auch um Abwasser loszuwerden [↩]
Mir ist ganz zumute.
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