Freiheit statt Angst!
Ich war heute auf der allerersten Demonstration* in meinem Leben. Sie stand unter dem Motto „Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn“ und richtete sich dementsprechend gegen die geplante Vorratsdatenspeicherung, gegen generelle Protokollierung und Kontrolle sämtlicher Kommunikationswege und die Überwachung aller Bundesbürger.
Ich bin kein sehr politischer Mensch, daher werde ich darauf verzichten, den Sachverhalt von dieser Seite zu beleuchten. Aber ich sehe doch, dass unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung oder der Anschlagsvermeidung, von der Politik Schritte unternommen werden, die die Rechte und Freiheiten der Bürger einschränken. In diesem Zusammenhang sind wohl so Unworte wie Bundestrojaner, Onlinedurchsuchungen oder biometische Pässe zu nennen. Und da ich weder persönliche Daten von meinem Rechner noch meine Krankengeschichte oder meine Kontobewegungen in den persönlichen Datenbanken unseres Innenministers stehen haben möchte, bin ich heute zu dieser Demo gegangen.
Das war ein bisschen spannend und auch aufregend und manchmal mitreißend und beängstigend. Ich bin natürlich mit Andi hingegangen, der auch darüber bloggt. Er hat einen ausführlicheren Beitrag geschrieben, der sehr lesenswert ist und außerdem an die 30 Fotos enthält.
Am Brandenburger Tor gab es erst noch ein paar kurze Redebeiträge, u. a. von einem Vertreter der Ärzteverbände und einer ver.di-Vertreterin. Pünktlich um 15:15 Uhr wurde der Aufbruch zum Spaziergang verkündet, was mich schon sehr erstaunt hat, weil es doch eigentlich nie pünktlich los geht. Ging es auch nicht. Es ging nämlich nicht vorwärts, nachdem wir uns in die Marschrichtung umgedreht hatten. Entweder hatten die hinten nicht gehört, dass es los geht oder sie wurden aufgehalten, weil die Gesetzeshüter Taschen kontrollieren wollten, oder sie wussten vielleicht auch gar nicht wohin. Man weiß es nicht.
Dann sind wir aber irgendwann doch los spaziert und konnten viele lustige Plakate sehen und Musik hören und Touristen begaffen. Ein ganz klein bisschen hatte es ja was von Love Parade, aber vielleicht auch nur, weil so viele Menschen hinter Wagen auf der Straße liefen ;-) Bis zum Alex, wo eine Zwischenkundgebung stattfand, hatte ich auf jeden Fall Spaß. Das Wetter war ja auch spitzenmäßig. Und nachdem wir dort noch kurz weiteren Rednern gelauscht hatten, ging es in einer kleinen Schleife weiter – diesmal waren wir ziemlich weit vorn.
An einer provisorisch errichteten Ampel hatten wir auf ein paar Steinschwellen stehend einen guten Blick auf den Demonstrationszug, der sich jetzt erst in seiner ganzen Länge zeigte. Ich war wirklich beeindruckt, wie viele Menschen dort waren. Erste Schätzungen des Veranstalters besagten, dass 15.000 Demonstranten gekommen waren. Wenn gleich es natürlich mehr hätten sein sollen – ca. 82 Millionen, wie der Organisator sich gewünscht hatte ;-)
Mulmig wurde mir, als uns ein sehr langer und sehr eng stehender schwarzer Block passierte – links und rechts flankiert von Polizei. Schwarzer Block ist ja ein oft gebrauchtes Wort seit einiger Zeit (zuletzt wohl während des G8-Gipfels in Heiligendamm), aber es trifft das Erscheinungsbild einfach auch ziemlich gut. Ohne dass, meines Wissens nach, zu diesem Zeitpunkt schon irgendwas passiert wäre, war die Stimmung doch plötzlich nicht mehr so entspannt. Die Energie, die von diesem kompakten Paket Menschen ausging, war enorm.
Ich war fast erleichtert, als die von der Polizei eingepferchte Masse vorüber war und im Anschluss wieder ein Wagen mit heiterer Musik und fröhlicheren Menschen kam. Aber trotzdem war seit dem mein Bedarf an Demo gedeckt und ich hatte genug gesehen. Der Zug kam danach mehrfach zum Stehen, weil es wohl doch Reibereien gab, in Folge derer es auf Seiten der Demonstranten auch Verletzte gab. Ich möchte das gar nicht beurteilen, wer da wie Schuld ist. Und ich möchte weder auf der einen noch auf der anderen Seite (geschweige denn dazwischen) stehen, aber ich glaube auch, dass es nicht zu dieser „explosiven“ Stimmung käme, wenn die Demonstranten nicht so eingekreist würden. Das erscheint mir doch etwas provokativ.
Als Unter den Linden wieder alles zum Stehen kam, weil die Polizei wohl einzelne aus dem Block aussortiert hat, war für uns Schluss. Wir sind noch kurz zurück zu dem Wagen mit elektronischer Musik gegangen, damit Kaddi (ja, ich rede in 3. Person von mir ;-)) ein bisschen rumhübbeln konnte und dann sind wir abgezogen. Erst noch zur Futteraufnahme in eine Fastfood-Kette und dann nach Hause. Und nu´ bin ich ganz schön kaputt – es waren letztlich doch fast 6 Stunden, viel länger als geplant.
Zum Schluss noch ein paar Links zum Thema:
Stoppt die Vorratsdatenspeicherung – Aufruf zur Demo, Informationen zum Sachverhalt
foebud.org – Mitorganisator der Demo; Betrag über Verlauf und Erfolg der Demo
Schäuble! Wegtreten! – Petition gegen Schäuble; der Link zum Mitmachen ist gleich oben auf der Seite! ;-)
heise – Polizeizugriffe bei Demo gegen den Überwachungsstaat
heise – Tausende Bürger demonstrieren für „Freiheit statt Angst“
* zählt man die Love Parade nicht mit
7.3.2008 um 14:11 Uhr -
Hallo!
Ich wollte mal nachfragen, ob es evtl. okay wäre, wenn wir für unsere Schülerakademie (eine Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit von Schülern für Schüler aus ganz Bayern) eines der Bilder, nämlich das mit dem Text „Ich hab was zu verbergen: meine Privatsphäre“ verwenden könnten.
Thema meiner Gruppe ist das Spannungsverhältnis von Sicherheit und Freiheit und da würde das Bild natürlich super passen.
Lg
Alena
7.3.2008 um 22:18 Uhr -
Hallo Alena,
danke, dass du gefragt hast. Du darfst es gern verwenden. Wär schön, wenn du die Quellenangabe dazu schreibst. Wird euer Aufsatz oder die Ausarbeitung irgendwo online zu sehen sein? Dann würde ich mich über einen Link dort hin freuen.
Viele Grüße
Kaddi
24.5.2009 um 13:05 Uhr -
[…] Welche Änderungen kann eine Demonstration bewirken? Zwei Jahre ist es her, dass wir auf der Demo gegen Vorratsdatenspeicherung waren. Wenn man erstmal als Volksvertreter gewählt ist, muss ja […]