Ein völlig unnötiger Sonntagsschreck

Beim Verlassen von Andis Wohnung und beim Blick durch das Treppenhausfenster, sah ich unten einen Mann liegen. Durch den Hinterhof verläuft eine kleine Straße, die von Lieferanten und der Polizei nebenan genutzt wird, sonst bewegt sich da am Wochenende kaum jemand.

Ich sagte Andi bescheid, dass er sich Schuhe anzieht und bin schon mal vorgegangen. Von oben sah es so aus, als hätte ihm schon jemand geholfen und seine Beine auf seinen Einkaufstrolley gelegt, aber es war niemand zu sehen. Als ich bei ihm an kam, hatte er zum Glück die Augen offen und war ansprechbar. Es stellte sich heraus, dass er strunzbesoffen war und obwohl er an einigen Stellen ein wenig blutete und sich eingepisst hatte, war er offenbar ok. Er wollten auf jeden Fall keinen Arzt. Er sei früher Boxer gewesen, das bisschen Blut. Pff.

Aufzustehen war schon wesentlich komplizierter. Weil er die Beine auf dem Trolley hatte und mit dem Kopf ohnehin bergab lag, konnte er sich kaum alleine aufrichten. Ich zog den Rollwagen weg, in dem es, wie zu erwarten, mächtig klirrte. Er lehnte sich erst an die Wand und stand dann mit ein wenig Hilfe auf, um sich gleich wieder an die Wand zu lehnen. Andi, der zwischenzeitlich auch im Durchgang zu sehen war, winkte ich gleich ab. Quasi falscher Alarm. Der Mann sagte, er würde jetzt nach Hause gehen. Zwanzig Minuten lag er da.

Im Nachhinein schwanke ich zwischen Mitleid und auch ein bisschen Ärger. Ich hab mich schon erschrocken, als ich ihn dort liegen sah und als ich gemerkt hab, dass es ein Alki war, der seine Pfandflaschen spazieren fährt, dachte ich, war ja klar. Was mach ich mir Sorgen? Im Gegensatz zu Andi hab ich nicht sofort angenommen, dass es ein Besoffener war. Mir ist alles Mögliche durch den Kopf gegangen. Und er hätte ja trotz dem oder gerade weil er knülle war, auch verletzt sein können.

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