Neuseeland I

Hier kommt der erste Teil meines Urlaubsberichts. Wie der Titel schon sagt, waren wir in Neuseeland, was quasi am anderen Ende der Welt und auf der Südhalbkugel liegt, so dass wir die ganze Zeit mit dem Kopf nach unten hingen. Das war aber nicht schlimm! Außerdem ist da gerade fast Sommer, so dass ich sogar ein bisschen Farbe bekommen habe. Es war ein fantastischer (aber natürlich viel zu kurzer) Urlaub in einem wunderschönen und beeindruckenden Land mit einer atemberaubenden Natur.

Das erste, was wir aus dem Flugzeug von diesem herrlichen Land sahen, waren die Alpen der Südinsel mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Eine riesige Bergkette bis zum Horizont – da kommt einem1 quasi automatisch der Carradras in den Sinn ;-).
Der Hinflug über London, Bangkok, Sydney nach Christchurch dauerte mit Aufenthalten an den Flughäfen ca. 33 Stunden, was sich schlimmer anhört als es war. Die Sessel in den British Airways und Qantas-Fliegern sind wirklich sehr bequem, so dass ich tatsächlich entspannt schlafen konnte und wir so relativ erholt am 12.11. in Christchurch gelandet sind. Ein Mitarbeiter von Kiwi Campers, bei denen wir unseren Camper Van gebucht hatten, holte uns vom Flughafen ab und übergab uns zügig und unkompliziert unser rollendes zu Hause für die nächsten zwei Wochen.

Ich habe das Gefühl, dies wird ein ausführlicherer Bericht als der vom letzten Urlaub beispielsweise. Ich mag alles aufschreiben, was mir zu Neuseeland und diesem grandiosen Urlaub einfällt, so dass es sich nicht nur auf die Sehenswürdigkeiten beschränken wird. So werde ich auch die Route festhalten, die wir genommen haben und andere Nebensächlichkeiten notieren, die für Dritte vielleicht weniger spektakulär klingen. Dies nur als Warnung ;-). Um den Neuseeland-Interessierten aber das Lesen zu erleichtern, werde ich die wichtigen Stationen fett schreiben, was hoffentlich hilft, die interessanteren Passagen zu finden.

Bei den Kiwi Campers bekamen wir auch gleich einen ersten Eindruck davon wie entspannt die Menschen in Neuseeland sind. Kurz vor Abflug in Berlin habe ich festgestellt, dass die Firma zwar die 400 NZD Anzahlung über die Kreditkarte eingezogen hatten, den restlichen Betrag, der 1 Monat vor Reiseantritt fällig war, aber offenbar nicht. Die Kontaktaufnahme über Skype scheiterte und die Mails, die wir noch fix schrieben, blieben unbeantwortet. Nach einem Telefonat mit der Kreditkartenfirma wusste ich dann, dass Kiwi Campers zwar versucht hatte das Geld einzuziehen, dies aber fehlschlug, weil das Limit überschritten war. Dumm gelaufen – und so bangte ich bis zur Ankunft um unseren Wagen.

Der stand aber zum Glück für uns bereit und der Mitarbeiter buchte den Betrag einfach vor Ort noch einmal ab. Nach vielleicht 30 Minuten, von denen wir den größten Teil einen Film über unseren Van sahen, waren wir on the road Richtung Süden. Unsere ursprünglichen Pläne, beide Inseln zu „abzuarbeiten“ hatten sich schon in den letzten Tagen vor der Abreise weitestgehend zerschlagen und so konzentrierten wir uns darauf, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Südinsel zu besuchen. Wenn noch Zeit bliebe, käme noch ein Stück Nordinsel dazu.

Am Stadtrand von Christchurch gingen wir noch einkaufen. Neben diesen fantastischen großen Getränkeflaschen und dem normalen Bedarf an Lebensmitteln kauften wir auch einen Sack Kohle, in der Hoffnung im nächsten Laden auch einen kleinen Grill zu bekommen, wie es ihn hier an jeder Tankstelle gibt. Wir fanden bis zum Schluss keinen! Lediglich zwei Mini-Einweg-Grills, die eine Portion Kohle und den Anzünder gleich integriert hatten, ließen sich später auftreiben. Entweder die Neuseeländer haben alle diese riesigen amerikanisch anmutenden Familiengrills oder die portablen sind aufgrund der hohen Waldbrandgefahr nicht gern gesehen.

Wir verließen die Stadt auf dem State Highway 1 in Richtung Ashburton. Die Umstellung auf den Linksverkehr ging leichter als ich dachte – hab ich doch im normalen Leben schon Probleme mit Rechts und Links ;-). Lediglich beim Abbiegen musste ich mich mehr konzentrieren und mir in Erinnerung rufen, dass der Gegenverkehr aus der anderen Richtung kommt und ich auf die „Gegenspur“ muss. Aber auch das war ok und beim Fahren selbst wird es schnell zur Gewohnheit. Gefährdeter waren wir als Fußgänger – da ist der erste Blick nach Links schwerer abzustellen!

Effektiv sind wir zwei Wochen – von Christchurch an der Ostküste, nach Süden, über die Westküste nach Norden und wieder zurück nach Christchurch – durch das Land der Schafe gekurvt. Es gibt dort sicher mehr Schafe als Menschen und auf nahezu jeder grünen Wiese sind ganz viele weiße Stippen Schafe zu sehen. Dabei haben wir gut 3000 km zurückgelegt und dabei mehrere Superlative2 mitgenommen.

Unsere erste Nacht verbrachten wir auf einem Rastplatz nahe Rakaia an der längsten Brücke Neuseelands. Die Flussbetten, die wir überquert haben, waren teilweise riesig. Unvorstellbare Wassermassen müssen sich dort bei Schneeschmelze ihren Weg suchen. Zu dieser Zeit waren es aber eher Bäche und kleinere Flüsse, die nur einen kleinen Teil der zur Verfügung stehenden Überschwemmungsgebiete in Anspruch nahmen.

Frei campen ist nahezu überall möglich und erlaubt, außer dort, wo es explizit verboten ist3 ;-). Am Morgen suchten wir nahe des Rastplatzes unseren ersten neuseeländischen Cache. Überhaupt ist die Cache-Dichte für ein doch eher dünn besiedeltes Land4 sehr hoch. Wir kamen aber trotzdem nur insgesamt auf 19, weil wir die kurze Zeit natürlich nutzen wollten, um das Land kennen zu lernen. Andi hat für die Vorhaltung aller Neuseeland-Caches eine logistischorganisatorische Lösung ertüftelt, da nicht alle gleichzeitig auf den GPS-Empfänger passten.

An dem Tag ging es weiter auf den State Highways 79 und 8 Richtung Lake Tekapo, wobei wir südlich von Geraldine Nebenstraßen genommen haben, um über Hilton nach Kakahu Bush zu gelangen. Die State Highways und Hauptstraßen sind gut ausgebaut (und asphaltiert ;-)). Kleinere Straßen, vor allem außerhalb der Städte, sind meist gut befahrbare, aber staubige Schotterpisten. Sollte es ohne Allradantrieb mal nicht mehr weiter gehen, wird mit Schildern oder in der Straßenkarte darauf hingewiesen. Wir kauften uns an einer Tankstelle einen „kiwimaps New Zealand Travellers Road Atlas“, den ich sehr empfehlen kann. Neben zahlreichen Detailkarten zu den größeren Städten, enthält er auch alle Campingplätze, freie Dump Stations5 und Sehenswürdigkeiten mit samt Herr der Ringe Film-Locations. Und so hat er uns wirklich gute Dienste geleistet! Tankstellen sind übrigens auch regelmäßig zu finden, so dass man keine Sorge haben braucht, mal ohne Sprit da zu stehen. Und das Benzin ist im Vergleich zu hiesigen Preisen unschlagbar günstig.

Die in der Straßenkarte verzeichneten Ortschaften sind oft nicht mehr als 2 – 3 Häuser, so dass man sie bei einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf den Highways schon mal verpassen kann. Aber durch diese grandiose Landschaft sollte man ohnehin nicht so schnell durchrauschen! Wer Zeit hat, sollte sie sich nehmen, langsamer fahren6 und öfter anhalten.

Unser nächster Stopp war also Kakahu Bush – eine malerisch grüne Landschaft, in der ein steinerner Turm steht, der Anno Duckdich7 zum Kalkbrennen verwendet wurde. Überhaupt ist alles malerisch und unbeschreiblich und zum Schwärmen :-). So auch Lake Tekapo, einer von zwei herrlichen blauen Seen, die aus zwei nahe gelegenen Gletschern gespeist werden, u. a. dem größten Gletscher des Landes, dem Tasman Glacier. Nach einem kleinen Cache-Spaziergang auf einen Hügel, von dem aus wir ein schönes 360 ° Panorama genossen, ging es weiter zum Lake Pukaki. Von seinem Ufer aus hat man einen sagenhaften Ausblick auf die Alpen und auf den höchsten Berg, Mount Cook.

Übernachtet haben wir in Twizel auf einem Campingplatz und sind am darauffolgenden Tag weiter auf der 8 nach Süden gefahren. Kurz vor Omarama haben wir erneut eine der Schrotterstraßen genommen, um uns die Clay Cliffs anzusehen. Vorbei an Weiden voller Lupinien (links) und Schafen (rechts), gelangten wir zu der Felsformation. Wind und Regen formten hier das Lehmgestein zu bizarren, spitzen Klippen und tiefen Schluchten, die ein klein wenig an den Bryce Canyon (USA) erinnern. Allein der Ausblick über die weite Ebene mit dem Flussbett und der Bergkette im Hintergrund war schon die Anfahrt und den kleinen Spaziergang wert.

Wir nahmen den State Highway 83 zurück zur Ostküste, vorbei an Lake Waitaki, Richtung Duntroon und schließlich Oamaru. Kurz vor Duntroon hielten wir an einem gigantischen Stein gewordenen Schweizer Käse, an dessen Fuß wir alte Maori-Zeichnungen betrachteten. Faszinierender als die Zeichnungen war der Felsen selbst und der darin erhaltene versteinerte Abdruck einer Qualle. Duntroon’s Hauptstraße bietet sich ebenfalls für einen kleinen Stopp an. Neben einer hübschen Kirche und liebevoller Dekoration der alten Häuschen, gibt es das alte Gefängnis des Ortes zu besichtigen: eine Hütte am Straßenrand, kaum größer als ein durchschnittliches Zimmer, aber irgendwie lustig. Die erhaltene (oder nachgebildete?) Inneneinrichtung ist zu besichtigen und die Geschichte des Ortes wird in Bildern erzählt.

In Oamaru, einem wirklich sehenswerten Städtchen, kamen wir am Nachmittag an. Wir wollten die blauen Pinguine besuchen, die aber leider alle zu Tisch (sprich bis zum Abend im Meer) waren. Andi und ich hatten uns beide eine heftige Erkältung eingefangen und entschieden so, den Rest des Tages zu Gunsten der Gesundheit zu Pausieren und schliefen bis zum nächsten Morgen auf einem lauschigen, direkt am Meer gelegenen Platz außerhalb von Oamaru. Leider mussten wir deshalb am Abend auf die Beobachtung der lautstarken Heimkehr der kleinsten Pinguin-Art verzichten und hatten auch am nächsten Tag nicht mehr Glück. Als das Center öffnete, waren die Pinguine schon wieder alle „ausgeflogen“, so dass wir nur eine „behind the scenes“-Tour machten, die sich aber trotzdem gelohnt hat. Die sehr freundliche Mitarbeiterin erzählte uns von der interessanten Geschichte des Ortes und klärte uns über die Pinguine auf. Ein paar waren sogar noch in ihren Wohnhöhlen geblieben, zum Teil, weil sie brüteten, zum Teil, weil sie einfach keine Lust hatte, schwimmen zu gehen. So konnten wir wenigstens einen kleinen Blick in speziell für Besucher präparierte Boxen werfen, deren Inneres in einer dunklen Hütte lag und durch eine Glasscheibe zu sehen war.

Allgemein kann ich empfehlen, sich bei gewissen Sehenswürdigkeiten über die Zeiten zu informieren, zu denen sie am besten zu sehen sind. Wir hatten leider das Pech immer zur falschen Zeit irgendwo anzukommen. Die Pinguine und andere Tiere kommen am Abend nach Hause. Andere Naturschauspiele sind z. B. nur bei Flut (oder Ebbe) zu beobachten. Dazu später mehr. Uns fehlte leider die Zeit, an einem Ort länger zu bleiben, um gewisse Ereignisse abzuwarten.

Oamaru selbst ist auch einen kleinen Spaziergang wert. Als wir dort waren, fand gerade ein viktorianisches Fest statt und viele Einwohner waren in Gewandung unterwegs. Auch die Architektur hat mir sehr gut gefallen. Für uns ging’s aber weiter: der Highway 1 nach Dunedin führte uns direkt am Meer entlang, so dass ich bei einem Stopp endlich die Gelegenheit hatte, meine Füße da mal rein zu halten.

Kakahu Bush

Kakahu Bush

Highway 8 Richtung Lake Tekapo

Highway 8 Richtung Lake Tekapo

Blick auf Lake Tekapo und die Südalpen

Blick auf Lake Tekapo und die Südalpen

Andi und Kaddi am Lake Pukaki mit Mount Cook im Hintergrund

Andi und Kaddi am Lake Pukaki mit Mount Cook im Hintergrund



Clay Cliffs

Clay Cliffs

Felsen mit Maori-Zeichnungen

Felsen mit Maori-Zeichnungen

Tyne Street, Oamaru

Tyne Street, Oamaru

Kaddi steht im Pazifik

Kaddi steht im Pazifik



Bald Nun geht’s weiter mit Neuseeland II.

  1. Herr der Ringe-Fan []
  2. u. a. die längste Brücke, den südlichsten Punkt und den längsten See des Landes []
  3. ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo alles verboten ist, was nicht ausdrücklich erlaubt wurde []
  4. Schafe zählen hier nicht []
  5. irgendwo muss man den Scheiß ja wieder loswerden []
  6. da man in aller Regel allein auf der Straße ist, hält man auch niemanden auf []
  7. 18hundertund []

Mir ist ganz  emoticon zumute.

6 Kommentare to “Neuseeland I”

  1. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Neuseeland II schreibt:

    […] Kaddi und das Leben in der Draussenwelt « Neuseeland I […]

  2. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Island Tag 1 und 2 schreibt:

    […] Andere Verkehrsteilnehmer sind streckenweise rar. Es kam mir teilweise noch einsamer vor als in Neuseeland. Wir hatten einen kleinen Suzuki Swift mit Allradantrieb, der uns sicher wie ein Islandpony über […]

  3. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Crocs Outdoor-Sandalen schreibt:

    […] mich für die Off Road Outdoor-Sandalen (39,95 €). Ich wollte für die letzten beiden Urlaube in Neuseeland und Island schon Wandersandalen haben, konnte mich aber nie so richtig für ein Modell erwärmen. […]

  4. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Irland Tag 1 und 2 schreibt:

    […] bereitete. Nächstes Mal nehme ich eben doch den Schlafsack mit, wie ich es mir schon nach Neuseeland vorgenommen hatte. Außerdem habe ich meinen Schlafsack noch nie […]

  5. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Spanien I schreibt:

    […] wir ein Wohnmobil der Compact Plus-Gruppe. Der war etwas größer2 als der Campervan, den wir in Neuseeland hatten. Das große Bett war fest eingebaut und musste nicht tagsüber wieder verstaut werden. Der […]

  6. Kaddi und das Leben in der Draussenwelt » Blog Archive » Norwegen 7 schreibt:

    […] muss man 20 nok parkgebühr zahlen, indem man die in eine spezielle box wirft. ein bisschen wie in neuseeland. als wir ankamen, begann es zu regnen und wir blieben erstmal im auto sitzen. übernachten auf dem […]

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