U-Bahnrutschen

U-Bahnrutschen klingt ein bisschen nach einer neuen Extremsportart, ist es aber nicht. So habe ich ein Phänomen getauft, das ich regelmäßig beobachten kann, wenn ich U- und S-Bahn fahre. Es beschreibt Menschen, die „gezwungen“ waren, direkt neben anderen Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu sitzen und die diesen Platz verlassen, sobald der Rand-Platz an Scheibe oder eine Vierer-Bank frei wird.

Für die Nichtberliner und diejenigen, die keine U- oder S-Bahnen in ihrer Stadt haben, sei das kurz erläutert. Je nach Baureihe haben die Wagons teilweise lange Sitzreihen, die an beiden Enden eine Trennwand aus Glas oder Kunststoff haben. Auf diesen Plätzen kommt der Fahrgast in den Genuss, nur auf einer Seite von seinen Mitmenschen bedrängt zu werden ;-). Des weiteren gibt es Bereiche, in denen sich zwei Zweier-Bänke gegenüber stehen – also die o. g. Vierer-Bänke.

Und diese Rand-Plätze sind so beliebt, dass die Leute regelmäßig dahin wechseln, wenn diese während der Fahrt frei werden und sie selbst neben oder gar zwischen anderen Menschen sitzen müssen. Faszinierend. Wie unangenehm muss es für diese Personen sein? Sitzt man doch in aller Regel neben „ganz normalen“ Menschen, die nicht auffällig riechen oder einen sonst irgendwie belästigen. Dass diese Rand-Plätze stärker frequentiert sind als andere, sieht man ihnen auch an. Die Polster sind durchgesessen und ganz blass – vor allem die, die noch Kunststoffbezüge haben.

Es ist natürlich ein durchaus plausibel zu erklärendes Phänomen, da es im natürlichen Verhalten des Menschen liegt, seine „private Zone“ aufrecht zu erhalten und fremde Menschen nicht in seine „intime Zone“ zu lassen (nachzulesen in div. Literatur, z. B. von A. & B. Pease) . Dumm nur, dass sich das in öffentlichen Verkehrsmitteln (oder auch Fahrstühlen) nicht so gut umsetzen lässt. Und auch wenn ich es aus o. g. Gründen verstehen kann, muss ich es doch immer belächeln. Außerdem spiegelt es nur zu gut das Verhalten der Berliner (sicher auch das Bewohner anderer Städte) im Umgang mit anderen Menschen wider. Sich so weit wie möglich von anderen zu entfernen, möglichst keinen Körper- oder gar Blickkontakt zu haben und schon gar nicht in die Verlegenheit zu kommen, mit jemandem reden zu müssen, ist durchaus typisch für diese Stadt. Schade eigentlich. Dazu fällt mich auch gleich noch ´ne andere Geschichte ein, die dann aber in einem weiteren Post folgen wird.

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